Simmeringer Fleischhauer
In Erinnerung an Kurt Emler
Goldene Hände und viel Liebe: das sind die Zutaten, mit denen der Simmeringer Fleischhacker Kurt Emler Bezirks-Berühmtheit erlangte.
SIMMERING. Wenn Aurelia Emler ihre Lebensgeschichte erzählt, dann strahlen ihre Augen. Die rüstige 84-Jährige ist die Witwe von Kurt Emler. Einem Herrn, der wohl noch so manchem Simmeringer in Erinnerung geblieben ist. Von 1965 bis 1990 war er Inhaber der Pferdefleischerei am Simmeringer Platz. Zahlreiche Gäste, guter Verkauf – eine Erfolgsgeschichte. Die bz hat sie in ihrem Häuschen im elften Bezirk besucht, um mehr über diese Geschichte zu erfahren.
Sowohl Aurelia, als auch ihr Mann sind gebürtige Simmeringer. "Wir haben uns auf einem Ball hier im Bezirk kennengelernt", erinnert sie sich. "1958 wurde geheiratet. 43 Jahre waren wir zusammen". Eine Liebe, wie sie im Buche steht.
Von Seida bis Prohaska
Mit dem Beruf des Fleischers war das junge Ehepaar schon immer konfrontiert – Kurt Emlers Vater war selbst als Fleischer tätig. Nachdem er starb, machte der Sohn die Meisterprüfung in St. Marx und übernahm kurz darauf den Betrieb. "Mein Mann war immer mit Leib und Seele am Werk", sagt Emler. "Er hatte goldene Hände. Auch zuhause hat er alles selbst gemacht." Die Fleischerei startete zunächst ausschließlich mit Pferdeprodukten. "Danach erwarben wir den Kleinhandelsgewerbeschein und durften auch anderes Fleisch verkaufen". Doch die Pferdeleberkässemmeln der Emlers sind bis heute legendär. Zu ihren Kunden gehörten Größen wie Michael Seida oder Herbert Prohaska. "Der Seida war so ein lieber Bub", erinnert sich die Pensionistin. "Und der Schneckerl, mit seinen Haaren. Ich erinnere mich gut an ihn. Mit seiner Mama war ich gut befreundet."
"Simmering ist Heimat"
Dann kamen die Diskonter – und so manche Schwierigkeit für das Fleischer-Ehepaar. "Die haben es uns nicht leicht gemacht." Noch heute wird Emler auf der Straße von Leuten erkannt. "Sie sprechen mich an oder fragen, woher sie mich kennen könnten", freut sie sich. "Aber leider sind halt auch schon viele gestorben mittlerweile". Zu Spitzenzeiten verkauften die Emlers bis zu 200 Semmeln am Tag. Angestellte gab es trotzdem nicht. "Wir haben alles zu zweit gemacht. Und trotz Stress blieb Zeit zum Tratschen". Der Kontakt zu den Leuten – das war es, was Aurelia zu Beginn der Pension am meisten fehlte. 1990 schloss das Geschäft, die Emlers genossen einige Jahre ihres Ruhestands zusammen. 1997 verstarb Kurt Emler.
Seine immer noch fitte Gattin ist heute viel im Garten tätig. "Ich mache hier fast alles selbst. Auf meine Rosen bin ich besonders stolz", sagt die Mutter von einem Kind. Für manche Arbeiten hat sie Unterstützung von Nachbarn. In Simmering möchte sie auch weiterhin bleiben. "Das hier ist meine Heimat."
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