Bank lässt ganzen Ort im Stich
Durch das zentralistische Filial-Konzept der Volksbanken verliert Oberwaltersdorf seinen Bankschalterdienst.
OBERWALTERSDORF (mw). Zwei Tage pro Woche stehen Angestellte in der Volksbank in Oberwaltersdorf derzeit hinter dem Schalter. Das ist ab Jahresbeginn Geschichte, stattdessen geht die Filiale in Ebreichsdorf in ganzwöchigen Betrieb. Lediglich der Automatenbetrieb im Voyer bleibt Oberwaltersdorf erhalten. Besonders ältere Kunden werden die persönliche Betreuung vermissen. Aber auch viele Jüngere ziehen den Schalterbetrieb dem Automaten- oder Online-Banking vor und schätzen kompetente Beratung vor Ort. Obendrein kritisieren einige Kunden die Störungsanfälligkeit der Automaten.Ortspfarrer Andreas Hornig ist ebenso Volksbank-Kunde und ärgert sich: "Statt sich für die Schließung zu entschuldigen, hebt die Bank in einem Informationsbrief nur positive Aspekte hervor."
Bürgermeisterin wehrt sich
Dass die Gemeindeführung bei diesem Thema zu wenig Engagement zeigt, weist Bürgermeisterin Natascha Matousek entschieden zurück: "Unser erster Schritt war umgehend eine briefliche Bitte an die Landeshauptfrau um Unterstützung." Man sei auch mit verschiedenen Bankinstituten in Kontakt. Die Ortschefin: "Es gibt im Ort ein leerstehendes Bauobjekt, das für den Ankauf durch eine Bank und die Errichtung einer Filiale geradezu optimal wäre." Für eine Gemeinde mit rund 5.000 Einwohnern und steigender Bevölkerungstendenz und wachsender Wirtschaft sei die Schließung sehr schmerzhaft. Als Sofortmaßnahme für nicht mobile Senioren empfiehlt Natascha Matousek das seit Jahren bestehende Fahrtenservice der Gemeinde durch Gerhard Marhann, das nun um die Route zur Bank nach Ebreichsdorf erweitert wird.
Mehrheit nutzt Ebanking
Die Regionaldirektion der Volksbank begründet ihren Schritt unter anderem mit Studien. Laut "Digital Banking Maturity" nutzen nur mehr rund 2 Prozent der Kunden die Bankfilialen in Österreich für das laufende Geschäft. Volksbank-Regionaldirektor Dir. Mag. Martin Heilinger erklärt in seiner Stellungnahme: „In unserer Verantwortung allen Kunden - auch der Jugend gegenüber - liegt es, ein akzeptables Filialnetz für Beratungstermine anbieten zu können. Das Tagesgeschäft unserer Kunden wird zum überwiegenden Teil über Internetbanking und Selbstbedienungsgeräte erledigt, sodass ein Standort in Ebreichsdorf in Kombination mit Selbstbedienungs-Filialen in Oberwaltersdorf und Traiskirchen die gewohnte Servicequalität bieten wird.“ Bei der Problematik mit älteren Kunden verweist der Regionaldirektor auf den von der Gemeinde angebotenen Shuttle-Dienst.
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