Oberwaltersdorf
Schlossteich-Schwäne verhungerten durch falsches Futter
Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht: Die Schwäne vom Schlossteich in Oberwaltersdorf sind nicht mehr. Zuerst starben die Jungtiere, jetzt verloren auch die Schwaneneltern den Kampf um ihr Leben. Der Grund: falsches Futter. Vermeintliche Tierliebe löschte eine ganze Schwanenfamilie aus.
OBERWALTERSDORF/MÖLLERSDORF. "Die Leute verstehen es einfach nicht. Ich bin schon so verzweifelt!", klagt Claudia Kaltenegger. Die Tierfreundin betreibt in Möllersdorf eine Auffangstation für Wildtiere. Derzeit haben Igel Hochsaison, doch auch Schwäne kurz vor dem Hungertod landen immer wieder bei ihr. Für die Schwanenfamilie aus Oberwaltersdorf kam leider jede Hilfe zu spät. Sie verhungerte qualvoll. Der paradoxe Grund: Sie wurden gefüttert.
Brot ist tödlich
Die Tragödie am Schlossteich ist menschgemacht: Anrainer fütterten die hübschen Schwäne, umso mehr, als sie entzückende Küken bekamen. Brot, Semmeln, Maiskörner – alles, was Wildtiere nicht fressen sollen. Es aber natürlich trotzdem tun - es ist quasi "Fastfood" für sie. Aber genauso ungesund wie Burger und Pommes für uns Menschen. Brot füllt zwar den Magen. Doch die Schwäne leiden unter Nährstoffmangel, der PH Wert im Magen und Darmbereich und die Darmbakterien verändern sich, sie bekommen eine Katarrhalische Enteritis. Die Schwäne verhungern. Und wenn sie es merken, ist es oft zu spät – sie haben nicht mehr genug Kraft, um wegzufliegen.
Anrainer fütterten trotz Warnung
Trotz mehrmaligen Hinweisen - mittels Zettel, aber auch durch die Bezirkshauptmannschaft - wurden die Schwäne von Anrainern weiter gefüttert. Die Schwaneneltern flogen wegen ihrer Jungen nicht weg. Als diese plötzlich verschwunden waren, schafften es die Schwäne nicht mehr. Sie waren zu schwach und verendeten am Fischteich nebenan.
Ärger bei AGES Untersuchung
Bei ihrem Tod waren die Schwaneneltern mit 8,76 kg und 11,76 kg stark untergewichtig - normal ist ein Gewicht von rund 13 kg bei Männchen und 10 kg bei Weibchen. Claudia Kaltenegger schickte die toten Tiere zur AGES zur toxikologischen, histologischen und Obduktions-Untersuchung. Die allerdings fast nicht gemacht wurden:
"Jemand Unbekannter hat angerufen und sich für uns ausgegeben und wollte die Untersuchung absagen",
ärgert sich die Tierfreundin. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass sich jemand anderes für Claudia Kaltenegger ausgibt. Die Schwäne wurden schlussendlich doch histologisch untersucht und obduziert.
Am besten gar nicht füttern
Schwäne sind an sich reine Pflanzenfresser, ernähren sich von Algen, Gräsern, ab und zu ein Wasserläufer. Wenn ein Gewässer futtertechnisch nicht genug hergibt, fliegen sie weiter - außer, sie werden"angefüttert". Dann ereilt sie im schlimmsten Fall ein schleichender Tod: "Der Bewuchs am Schlossteich ist zwar nicht so toll, aber er hätte gereicht", sagt Claudia Kaltenegger.
"Durch die Jungtiere blieben die Schwäne dort. Es ist ein schleichendes Ende. Den Menschen fällt es ja auch nicht auf, wenn sie sich zu Tode fressen."
Die Schwäne vom Schlossteich haben den Moment zum Wegfliegen verpasst - dann waren sie zu schwach. ""Es ist mir unbegreiflich, warum die Leute ständig füttern müssen!", klagt Kaltenegger. Und sie appelliert eindringlich: "Bitte Wildtiere gar nicht füttern! Auch keine Igel mit Katzenfutter! Die Tiere finden, was gesund für sie ist!". Falsche Tierliebe kann tödlich sein. Und auch die Gewässer leiden unter Flut an altem Gebäck.
Wildtierauffangstation Kaltenegger auf Facebook
Spendenmöglichkeit für die Wildtierauffangstation Kaltenegger in Möllersdorf:
Paypal:
paypal laudi30@yahoo.de
Betreff Wildtierauffangstation
oder
Überweisung:
AT49 2020 5008 0102 2872
SPBDAT21XXX
Betreff Wildtierauffangstation
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