Pflege- und Betreuungszentrum Pottendorf
"Die Stimmung ist besser als erwartet"
Martin Wieczorek, Direktor des PBZ Pottendorf, über Corona-Alltag und Vorfreuden der Heimbewohner.
POTTENDORF. Aufgrund ihres Alters sind sie während der Pandemie die vulnerabelsten der Gesellschaft und stehen aufgrund ihrer Lebenssituation weit abseits der Öffentlichkeit. Martin Wieczorek, Direktor des Pflege- und Betreuungszentrums Pottendorf, über das Leben und den Alltag der PBZ-Bewohner in Corona-Zeiten.
Wie geht es den PBZ-Bewohnern?
MARTIN WIECZOREK: Die Stimmung der Bewohner ist besser als wir erwartet haben. Oft habe ich den Eindruck, dass die Mitarbeiter unter den veränderten Rahmenbedingungen mehr leiden als unsere Bewohner. Die Befürchtung, dass es zu Vereinsamung durch die verringerten Kontakte kommt, kann ich bisher nicht feststellen. Das Verständnis und die Akzeptanz der Schutzmaßnahmen ist bei den BewohnerInnen sehr hoch und wird von ihnen erstaunlich gut mitgetragen.
Wie halten Sie die Menschen bei Laune?
Ich habe den Eindruck, dass durch die Schutzmaßnahmen auch die Fürsorge der Mitarbeiter zu den Bewohnern gewachsen ist, mehr Nähe ist entstanden. Der Tag wird bewusster gemeinsam gelebt und erlebt. Es wird unter anderem gemeinsam gekocht, gemeinsam gegessen, gemeinsam gelacht. Mitarbeiter gehen besonders auf individuelle Bedürfnisse ein, schneiden die Haare, lackieren die Fingernägel oder nehmen sich Zeit für eine Fußmassage. Das verschönert den Alltag und bringt Wohlfühlatmosphäre.
Wie bewerten die Bewohner die Pandemie?
Ich habe den Eindruck gewinnen können, dass die Pandemie von den Bewohnern weder als furchteinflößend noch als schicksalsschwer empfunden wird, sondern die Wichtigkeit der notwendigen Maßnahmen wurde und wird erkannt. Die Bewohner halten sich je nach ihren Möglichkeiten weitgehend an alle Regeln.
Gab es für die PBZ-Bewohner bereits die zweite Corona- Teilimpfung?
95 Prozent der Bewohner und 77 Prozent der MitarbeiterInnen haben im PBZ Pottendorf bereits die zweite Teilimpfung erhalten.
Ab wann kann man mit einer gewissen Normalisierung rechnen?
Durch die Impfung haben unsere Bewohner und Mitarbeiter einen hohen Schutz vor schweren Covid-19-Infektionen. Ob ebenso ein Schutz gegen die neu auftretenden Covid-Mutationen besteht, ist derzeit noch nicht beantwortbar. Das ist der Grund, warum eine Normalisierung und damit eine uneingeschränkte Besuchsmöglichkeit derzeit noch nicht möglich ist!
Gibt es einen Fahrplan bei der Öffnung des Heims?
Seit dieser Woche ist die Besuchsregelung erweitert worden auf zwei Besucher zwei Mal pro Woche. Ausgänge waren und sind unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen möglich. Über weitere Öffnungsschritte entscheidet die Bundesregierung.
Worauf freuen sich die Bewohner am meisten?
Aus meiner Sicht: dass sie wieder die Hand geben dürfen und dass niemand mehr zurückweicht, wenn sie Nähe suchen! Dass sie wieder in den Arm genommen werden dürfen und auch selbst wen umarmen dürfen! Auch, dass sie wieder ein Gesicht ohne Maske, einen lachenden Mund sehen können! Aber genauso auch, dass wir wieder gemeinsam Feste feiern können, dass sie Gastgeber sein dürfen, dass sie wieder Ausflüge machen können und allgemeinhin eine Leichtigkeit und Unbekümmertheit leben können.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.