"Mal mir meine Seele"
Die Döblinger Künstlerin Marie Tewa malt Porträts, die den Charakter der dargestellten Person miteinbeziehen..
DÖBLING. Um 10 Uhr duftet es in dem hellen Studio in der Rodelmayergasse 6 nach indischen Stäbchen und frischem Kaffee. Vom französischen Fenster kommen Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen herein. Alles harmonisch? Nicht ganz, denn da sind diese Porträts an der Wand.
Schichten und Geschichten
Romy Schneider mit einem Krebs um ihr Gesicht und Königin Elisabeth von Krakenfangarmen umgeben: Die Bilder erzählen Geschichten und bringen das Innere der Personen nach außen. "Bis zu zehn Schichten und Geschichten sind es", erklärt Marie Tewa. Die Malerin, die in Wien geboren und aufgewachsen ist und seit 1998 einen indianischen Namen trägt, verbindet Tradition mit neuen Wegen: realistische Porträts mit expressionistischen Symbolen in Acryl.
"Ein Porträt, besonders so eines, ist sehr persönlich und erfordert Vertrauen", meint Tewa. Bei einem Kaffee stellt sie Fragen und lässt sich auf ihr Modell ein. "Welche Farbe haben die Gedanken an Ihren Heimatort? Wie lässt sich Ihr Leben heute beschreiben?" Manche ihrer Fragen sind eigenartig, manche lassen sich nicht beantworten. Zwischendurch macht Tewa Fotos, die sie nachher beim Malen verwendet. Irgendwann beginnt man dann, immer mehr von sich preiszugeben, öffnet sich unwillkürlich der kaum bekannten Person. Aus dem Gespräch ergeben sich für Tewa die Farben und Symbole, die später zum Spirit des Porträts werden. Etwa 20 Tage dauert es bis zur Fertigstellung und währenddessen wird nichts weiter besprochen. "Ein Überraschungselement besteht immer", so Tewa.
Die Überraschung
Das Porträt, das Tewa für bz-Reporterin Aleksandra Kozbunarova erstellt hat, beinhaltet auch Unerwartetes: Diese tiefen, sich beißenden und miteinander kämpfenden Farben können im ersten Augenblick abschreckend sein. Wieso ein blaues Gesicht? Woher die knallgelben Streifen? Soll man sich damit abfinden? Und wenn sie diese Widersprüche so punktgenau getroffen hat, sind sie für alle so sichtbar?
"Sollte man sich nicht wiedererkennen, muss man das Porträt nicht mitnehmen", so Tewa, "dann wird es ausgestellt."
Mehr Info: marie-tewa.at
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