Hitze: Des einen Freud, des anderen Leid
Freibadbetreiber reiben sich die Hände. Landwirte hingegen fürchten um Erträge und die Gesundheit ihrer Tiere.
BEZIRK (ebba). Die Hitze hat uns im Sommer 2015 fest im Griff. Der August will offenbar dem Rekordmonat Juli nicht nachstehen.
In erster Linie profitieren natürlich die Badeseen und Freibäder im Bezirk Braunau von der anhaltenden Hitzewelle. Im Freibad Braunau ist man mit der Frequenz mehr als zufrieden. Die bisherige Besucherhöchstzahl in diesem Sommer lag bei 2565 am 4. Juni. Johann Demm, Bademeister im Freibad Mattighofen: "Wenn es so weiter geht, erreichen wir heuer noch die 30.000-Besucher-Marke. Den Höchststand bei den Besuchern erzielten wir am letzten Juni-Wochenende mit 1700 Besuchern." Auch in Altheim ist man glücklich über die heißen Temperaturen. "Bei uns herrscht volles Haus. Am 4. Juni hatten wir heuer mit 2000 die meisten Besucher", so Bademeister Gerhard Erlinger.
Während sich die einen aufgrund der tropischen Bedingungen die Hände reiben, leiden wiederum andere darunter. In erster Linie trifft es die Landwirte. "Aufgrund der anhaltenden Hitze, wenig Niederschlag und der daraus resultierenden Trockenheit kam es zur Notreife beim Getreide. Dies wirkte sich negativ auf die Qualität und den Ertrag aus. Ebenso ist mit Einbußen bei Mais, Soja und im Grünland zu rechnen", sagt Bezirksbauernbundobmann Ferdinand Tiefnig. "Von Lochen bis Uttendorf sind Felder betroffen, aber auch in Mining, Geretsberg, St. Johann, Höhnhart und St. Radegund – hier hat es fast gar nicht geregnet", weiß Tiefnig. Die letzten Tage hat sich die Lage extrem zugespitzt, so der Bauernbundobmann. "Teilweise wird bereits mit der Maisernte begonnen, da dieser schon austrocknet." Tiefnig appelliert zudem an die Bevölkerung, keine brennenden Zigaretten, Flaschen oder Dosen weg zu werfen. "Den das letzte, was wir jetzt noch brauchen können, sind Waldbrände."
Nicht nur Wiesen und Felder leiden unter der Hitze, auch für die Tiere bedeuten die heißen Temperaturen in erster Linie Stress. Außerdem sind die Tiere, vor allem Schweine, bei diesem Wetter stark Herzinfarkt-gefährdet. "Viele Bauern haben deshalb Ventilatoren laufen. Auch ein direkter Zugang zum Wasser ist bei diesen Temperaturen für die Tiere besonders wichtig. Weiters ist auf eine ausreichende Luftzufuhr und Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung zu achten", so der Bundesrat. Die Hitze könne sich ansonsten auf die Qualität, aber auch auf die Quantität, der Milch auswirken.
Klimaprognose für das Innviertel
Der Juli 2015, der in Österreich alle bisherigen Hitze-Rekorde gebrochen hat, wird kein Einzelfall bleiben. Das Oö. Umweltressort von Landesrat Rudi Anschober hat bei der BOKU Wien die Berechnung der möglichen Auswirkungen des Klimawandels in OÖ beauftragt.
Die Studie zeigt, dass massive Klimaveränderungen, höhere Temperaturen und viel mehr Hitzetage (mind. 30 Grad Celsius) nicht mehr zu stoppen sind. Im Innviertel werden derzeit im Mittel zirka fünf bis zehn Hitzetage pro Jahr erreicht. Bis 2030 werden in den Tieflagen großflächig mehr als zehn Hitzetage erreicht, in den wärmsten Regionen kommen bereits 18 Hitzetage vor. Um 2050 müsse man im Innviertel stellenweise mit mehr als 20 Hitzetagen rechnen.
Am Ende des 21. Jahrhunderts werden großflächig bis zu 40 Hitzetage im Mittel erreicht – vorausgesetzt, es werden ehest möglich global wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergriffen. Ansonsten könne es im Extremszenario sogar zu mehr als 80 Hitzetagen kommen.
Im Innviertel werden derzeit großflächig 60 bis 70 Trockenperiodentage erreicht. Schreitet der Klimawandel ungehindert fort, kann es gegen Ende des Jahrhunderts zu einer Zunahme von 17 Trockenperiodentagen jährlich kommen.
Hitze steigert Ozonbelastung
Laut dem Land OÖ wurde am vergangenen Samstagabend an einer Messstelle in Braunau die sogenannte Informationsschwelle für Ozon überschritten. Mit 190 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft im Stadtzentrum wurde der erste Richtwert um zehn Mikrogramm überschritten. Nach zwei Stunden sank der Wert aber wieder. Da Ozon im Wesentlichen aus Abgasen des Straßenverkehrs entsteht, wird ersucht, auf nicht unbedingt notwendige Autofahrten zu verzichten und öffentliche Verkehrsmittel zu benützen. Ozon wirkt sich vor allem auf die Atemwege aus, was bei einer Alarmschwelle – wenn der Ozonwert über 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft steigt – Reizungen der Schleimhäute und Atemwegsbeschwerden verursacht. Diese Alarmschwelle wurde allerdings in OÖ noch nie überschritten. Der grüne Zielwert, also der unbedenkliche Gehalt von Ozon in der Luft, liegt bei null bis 120 Mikrogramm.
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