Klika: "Vielen fehlt heute das Gemeinschafts-Gen"

Reinhold Klika beobachtet die Entwicklung der Sportvereine sehr genau. | Foto: privat
  • Reinhold Klika beobachtet die Entwicklung der Sportvereine sehr genau.
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BEZIRK. Reinhold Klika ist Obmann der Sportunion für den Bezirk Braunau und somit Ansprechpartner für mehr als 60 Union-Vereine. Er ist seit seinem 15. Lebensjahr Sportfunktionär und seit 2003 Obmann der Sportunion St. Peter/Hart. Wir haben mit ihm über die Zukunft der Sportvereine, Spielgemeinschaften und über veränderte Jugendliche gesprochen.

BEZIRKSRUNDSCHAU: Wie sehen Sie die Entwicklung der Sportvereine?
Klika: Mit sehr gemischten Gefühlen. Wir befinden uns im Spannungsfeld Kommerz – Ehrenamt. Die Anforderungen und Erwartungen der Mitglieder und Aktiven werden immer höher. Auf der anderen Seite wirft uns gerade die Politik vermehrt Prügel vor die Füße, etwa mit der Registrierkassenpflicht, die auch für viele Vereine gilt. Es ist für so manchen Ehrenamtlichen das berühmte Tüpferl auf dem „i“, um Adieu zu sagen. Ohne Ehrenamtliche stirbt aber das System „Sportverein“. Was dies für die Volksgesundheit bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

Es entstehen immer mehr Spielgemeinschaften. Ist es schwierig, Nachwuchskräfte zu bekommen?
Wenn die Rahmenbedingungen passen, ordentliche Trainings- und Spielbedingungen vorhanden sind und ausgebildete, engagierte Trainer zur Verfügung stehen, kann der Nachwuchs schon noch bei der Stange gehalten werden. Kinder und Jugendliche haben heute viele Interessen und Möglichkeiten und wollen vieles ausprobieren. Wenn wir ein passendes Umfeld schaffen, kommen aber viele wieder gerne zurück.

Wo liegt das Problem genau?
Ein Grund sind sicher die Geburtenrückgänge. Wie soll ein Verein in einer 1000-Einwohner-Gemeinde alleine eine Fußball-Nachwuchsmannschaft stellen, wenn im Jahr vielleicht fünf, sechs Kinder zur Welt kommen? Deshalb erfolgen viele Konzentrationen. Manche Vereine machen es sich zum Teil aber auch zu leicht. Es gibt Spielgemeinschaften aus zwei, drei Orten mit jeweils 2000 oder mehr Einwohnern. Da müsste es eigentlich schon möglich sein, selbst eine eigene Mannschaft zu stellen. Noch ein Problem tritt auf: Die besten Trainer arbeiten meistens in den Kampfmannschaften und nicht im Nachwuchs, weil dort das Ansehen und die Entschädigung höher sind. Hier muss mittel- und langfristig ein Umdenken einsetzen.

Haben Sie das Gefühl, dass sich immer mehr junge Menschen nicht mehr auf eine Mannschaft einlassen und lieber Einzelkämpfer sind?
Das ist ein gesellschaftspolitisches Problem. Vielen fehlt heutzutage das „Gemeinschafts-Gen“. Die Entwicklung beginnt schon im Kindesalter, wenn die Kids vor den Computer oder Fernseher abgeschoben werden, damit die Eltern ihre Ruhe haben. Früher haben wir uns auf dem Fußballplatz oder Dorfplatz verabredet und dann gemeinsam etwas unternommen. Heute machen Kinder ihre Aktivitäten mittels Smartphone aus, obwohl sie oft nebeneinander wohnen. Statt auf dem „Bolzplatz“ wird online vorm Computer in einer virtuellen Welt gegeneinander gespielt. Wir als Sportverein konkurrieren hier mit unserem realen Angebot. Letztlich können wir als Gesellschaft nur gewinnen, wenn alle mithelfen: Eltern, Schule, Politik und Sportvereine.

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