Neue Mittelschulen: "Sündteurer Fehlschlag“ oder „ideales Zukunftsmodell"?

Ilse Benkö fordert das Aus der Neuen Mittelschule
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Das Thema Bildungspolitik ist derzeit in aller Munde - und immer wieder fällt dabei auch das Schlagwort "Neue Mittelschule".
Unter Bildungsministerin Claudia Schmidt als Modell für eine Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen ins Leben gerufen, kommt immer häufiger Kritik auf. So schließt sich FPÖ-Landtagsabgeordnete Ilse Benkö den Kritikern wie Rechnungshof oder Volksanwaltschaft an.

Benkö: "Beispiel für schlechte Politik"

"Die Neue Mittelschule ist ein sündteurer Fehlschlag und gleichzeitig ein gutes Beispiel für schlechte Politik von SPÖ und ÖVP. Die Frage des Bildungsniveaus und damit die bildungspolitische Kernfrage bleibt total ausgespart. Die NMS wurde noch vor Vorliegen erster Ergebnisse des Schulmodells ins Regelschulwesen übernommen. SPÖ und ÖVP war es vollkommen wurscht, wie gut oder schlecht die Erfolgsaussichten waren. Außerdem wurde im Burgenland in den letzten Jahre alles daran gesetzt die formalen Abschlüsse (u.a. Maturantenquote) zu erhöhen, das Leistungsniveau spielte dabei eine untergeordnete Rolle", kritisiert Benkö.
"In den Kernfächern Mathematik und Englisch schneiden Schüler der konventionellen Hauptschulen besser ab, als jene der NMS. Das dürfte vor allem an der Differenzierung nach Leistungsgruppen liegen, die es in der NMS nicht mehr gibt", so Benkö weiter.

Drei FPÖ-Hauptforderungen

In diesem Zusammenhang stellt Benkö drei Hauptforderungen für das Burgenland:
1. Abschaffung der Neuen Mittelschule und Rückbesinnung auf das klassisch differenzierte Schulsystem (Hauptschulen, Gymnasium)
2. Regelmäßige standardisierte Leistungsüberprüfungen in allen Schulformen - auch in der Volksschule - deren Ergebnisse veröffentlicht werden sollen
3. Mehr Schulautonomie und weniger staatliche Einmischung, speziell bei Auswahl der Lehrer

"Im Fußball wäre es undenkbar, alle gleich zu trainieren und in derselben Mannschaft spielen zu lassen, unabhängig von Veranlagung, Fleiß und Disziplin. Im Sport wird aus guten Gründen differenziert und das soll auch im Bildungssystem so sein. Es soll ein positiver Wettbewerb entstehen und auch die Schulautonomie gestärkt werden", fordert Benkö.

Mehr Geduld und Zeit
Anders sehen es Pädagogen. "Natürlich gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten, aber viele Dinge haben sich durch die Neue Mittelschule verbessert. Die kleineren Gruppen, das Teamteaching sowie das Fördern und Fordern bringen große Vorteile. Auch im Bereich e-Learning bietet die NMS Vorzüge. Die Hauptschule hatte sicher ihre Berechtigung, aber die Neue Mittelschule sehe ich als Zukunftsmodell, die noch Zeit braucht. Jetzt zu sagen, sie sei gescheitert, ist absolut der falsche Weg. Man muss jene Geduld aufbringen, wie für jedes andere Projekt auch. Auch die NMS braucht eine Zeit, um erfolgreich zu sein", meint Herbert Weber, stellvertretender Direktor der NMS Kohfidisch.

Erfolgreiches Zukunftsmodell
Für Alfred Lehner, Direktor der NMS Markt Allhau, ist die Neue Mittelschule ein Erfolgsmodell. "Wir sind bereits zehn Jahre im Prozess und seit 2008 Neue Mittelschule. Ich habe nur positive Rückmeldungen auch aus höheren Schulen über unsere Absolventen. Die SchülerInnen liefern Topleistungen ab und sind gefragt. Das Kompetenzorientierte Lernen hat sich bewährt und auch das duale System mit zwei Lehrern ermöglicht neue Wege. Hochbegabte und behinderte Schüler lernen gemeinsam - das fördert und fordert beide. Das bringt auch die Möglichkeit sich auf die Stärken zu konzentrieren. Für mich ist es die beste Schulform", so Lehner.
Als Problem sieht er aber zwei Bereiche. "Dass die NMS den Hauptschulen aufgestülpt wurde, hat schon Probleme verursacht, da manche vielleicht die Umstellung noch nicht abgeschlossen haben. Wesentlicher ist für mich aber die politische Pattstellung in diesem Bereich. Die eingegangenen Kompromisse haben ein massives Problem entstehen lassen", kritisiert der Direktor.
Zu höheren Kosten meint er: "Dadurch, dass es nun Gymnasium, Hauptschule und Neue Mittelschule gibt, entstehen natürlich höhere Kosten. Bei einer Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen, wie sie im Kern viele andere Länder bereits erfolgreich umsetzen, würden sich die Kosten halbieren. Es macht auch Sinn, dass nach Abschluss der Pflichtschule dann jedes Kind entsprechend seiner Begabung und Interessen eine HTL, ein Gymnasium oder HTL besucht oder sich für einen Lehrberuf entscheidet. Mein Appell an die Politik lautet deshalb sich an wissenschaftliche Vorgaben zu halten, nur so kann ein optimales Ergebnis erzielt werden und es kostet viel weniger!"

Bestwerte im Burgenland
Auch Landesschulrats-Präs. Gerhard Resch wehrt sich gegen die Kritik: "Ich habe in der letzten Zeit schon negative Kommentare gehört. Doch diese sind meiner Meinung nach völlig unzutreffend. Ich habe das Gefühl, dass diese Personen noch nie in einer NMS gewesen sind. Ich sehe den Weg durch die Bildungsstandards bestätigt. Das Burgenland liegt an 2. Stelle in Englisch hinter Wien, wo allerdings 2/3 der teilnehmenden Schulen Gymnasien sind. Mich freut auch, dass die Schere zwischen den besten und schwächsten Schülern die geringste ist. Da ist auch der Vergleich deutscher und nichtdeutscher Muttersprache miteinbezogen. Wir liefern tolle Leistungen österreichweit. Darum ist für mich das Modell Neue Mittelschule ein Erfolg. Selbstverständlich dauert es noch eine gewisse Zeit, bis dieser auch nach außen hin sichtbar wird! Wer behauptet, die NMS sei ein Flop, hat keine Ahnung!"
Dennoch hat Resch auch noch Verbesserungsvorschläge: "Das Teamteaching kann sicher noch verbessert werden und ich würde mir auch eine optimalere Gestaltung im Bereich der Schulautonomie wünschen, damit die Schulen gezielt ihre Ressourcen gestalten können."

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