Eine Woche in den Klauen der Pokémon
Die Geschichte eines Ahnungslosen, der sich im Kampf der Pokémon beweisen wollte, ... und kläglich scheiterte
BEZIRK. An den Anblick von Jugendlichen, die im Minutentakt ihr Smartphone prüfen, habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Doch was derzeit auf den Straßen los ist, erreicht nochmals eine ganz andere Dimension – der Grund dafür ist Pokémon Go. Ein Smartphone-Spiel mit simplen Konzept: Der Spieler jagd Computermonster in der realen Welt – diese verstecken sich an allen möglichen Orten – im Park, Friedhof oder im Café um die Ecke. Zu sehen sind sie durch das Smartphone. Um diesem Phänomen auf den Zahn zu fühlen, tauchte ich selbst, BEZIRKSBLÄTTER-Redakteur Hannes Gsellmann, für eine Woche in die virtuelle Welt von „Pikachu“ und „Enton“ ein.
Zu meiner Vorgeschichte: Mein Karriere als Computerspieler habe ich vor rund 20 Jahren an den Nagel gehängt – nachdem es bei den Spielen dreidimensional wurde gab es für mich einfach nichts mehr zu gewinnen – soviel zu meinem Ausgangswissen.
Das Spiel selbst war schnell auf mein Telefon geladen, danach folgte aber bei der Eingabe des Geburtsdatums schon der erste eher peinliche Moment. Kurz darauf dann bereits die erste Hiobs-Botschaft: die Nachfrage zur Anmeldung ist momentan so überragend, ich möge es in einer Stunde wieder versuchen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich unter normalen Umständen das Spiel wieder gelöscht.
Erster Erfolg
Geschafft! Nachdem ich der App Zugriff auf alle möglichen Bereiche meiner Privatsphäre gewährt habe, darf mich für einen coolen Look und findigen Spitznamen entscheiden. Von Kopf bis Fuß virtuell durchgestylt geht es dann auch (nach einer weiteren zu erlaubenden Zugriffsberechtigung) schon los. Und wie es los geht – binnen weniger Sekunden das erste Pokémon eingefangen, ein weiteres am Heimweg. Ständig schwenke ich wie ein Verrückter Tagen mein Telefon von links nach rechts, um Pokémon einzufangen, mein Trainer-Level weiterzuentwickeln um mich in sogenannten Kampfarenen mit anderen Spielern messen zu können. Auf meiner Pokémonsuche fand ich heraus, dass die Gegend rund um die Eisenstädter Fußgängerzone und das Schloss ein wahres Mekka für Spieler ist, während um den Neusiedler See gähnende Pokémon-Leere herrschte. So konnte ich zumindest den See genießen, denn ist man einmal im „Suchmodus“, wird die Umwelt mehr oder minder ausgeblendet. Die von Medien vielpropagierte Unfallgefahr durch das Spiel ging trotzdem an mir vorüber, denn zumindest mit einem halben Auge blieb ich doch in der realen Welt.
Level 5: jetzt geht's los
Nach und nach nervte mich die Jagd nach den virutellen Monstern, obwohl ich mittlerweile (so denke ich) das Spiel verstehe und meine Pokémon sogar weiterentwickle, um sie für den Kampf zu stärken. Und am letzten Tag meines Experiments war es dann auch soweit: ich bin Trainer der Stufe 5 und darf im Kampf antreten. Also auf zur Arena, wo ich mein stärkstes Monster in den Ring werfen möchte. Bloß die App spielte nicht mit – trotz vielmaliger Versuche war sie mit meiner Kampfbegierde überfordert.
Beinahe zornig, jedenflls enttäuscht über eine verlorene Woche des Pokémon-Sammelns zog ich als Konsequenz „den Stecker“.
Die App habe ich vom Smartphone gelöscht um dieses wieder seinem ursprünglichen Zweck, dem telefonieren, zurückzuführen. Zumindest weiß der Spielentwickler nun vermutlich sogar über meine Toilettengewohnheiten Beischeid – viel Freude damit.
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