5 Minuten Wien: Der handgreifliche Radfahrer
WIEN. Entspannt fährt Tamara mit ihrem Wagen heimwärts. Sie hat gerade ihren Oskar von der Schule abgeholt. In Gedanken geht sie ihre nächsten Termine durch: der Nachmittag und Abend sind voll verplant. Mit ein wenig Glück hat sie gerade noch fünf Minuten zu Hause mit ihrem Sohn.
Doch das Unglück kommt in kleinen Schritten: Zwei Radfahrer blockieren gerade die Fahrbahn. Langsam radeln sie nebeneinander. Dabei sind sie intensiv ins gemeinsame Gespräch vertieft, werden langsamer, um ihre Meinung mit einer Hand zu unterstützen.
Der Gegenverkehr lässt ein Überholen nicht zu. Also hupt Tamara zweimal kurz, um anzuzeigen, dass sie vorbei will. "Sie haben doch eine eigene Radspur", unterstützt Oskar seine Mama.
Das ist zu viel für die Radler. So eine Frechheit können sie sich nicht gefallen lassen, denkt sich der eine, übergibt sein Fahrrad seinem Freund, der es hält. Dann geht er mit geschwellter Brust auf das feindliche Auto zu: "Wos is, kum aussa, wanns die traust."
Panisch verriegelt Tamara ihr Auto von innen, schnell noch die Fenster schließen – und jetzt herrscht nur noch Angst bei ihr. Ein kurzer Rundblick: Die Passanten beschleunigen ihre Schritte in Richtung weg vom Konfliktherd. Nur ein alter Mann mit Krückstock greift ein. "Hilfe", schreit er und schwingt den Stock über seinem Kopf: "Sehr stark – auf eine Frau und ein Kind losgehen! Hilfe!"
Der verärgerte Radler besinnt sich, schwenkt noch mal die Faust vor der Windschutzscheibe, geht zum Rad und verschwindet mit seinem Freund. Tamara will sich beim Helfer bedanken, doch der ist schon um die nächste Ecke davon …
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