Die Yacht am Steinberg
Sie ist gebaut für eine Weltumseglung, ihr Mast misst 20 Meter Höhe, der Stahlrumpf gewährleistet Sicherheit. Doch noch steht die Yacht im „Trockendock“ auf einem Göstinger Feld.
GÖSTING. Ein Mann, ein Boot. Helmuth Schwarzinger hat einen Traum. Vor 25 Jahren am Lobauer Ölhafen fasste er einen Entschluss, in drei Jahren will er das Ziel erreicht haben, dann soll seine Segelyacht Diana-Carol zum ersten Mal ins Wasser gelassen werden.
Es begann im Jahr 1990, als im Ölhafen Lobau Tanks an potenzielle Schiffsbauer verschenkt wurden. Helmuth Schwarzinger, Elektrotechniker aus Gösting, Hobbysegler mit einem eigenen Segelboot am Neusiedlersee, hatte das Fernweh gepackt. „Ich habe sämtliche Seglerzeitschriften, die ich finden konnte, verschlungen, habe Pläne geprüft und selbst gezeichnet“, erinnert er sich an den Beginn seiner Leidenschaft fürs Hochseesegeln.
Sicherheit zuerst
Zuerst beschäftigte Schwarzinger sich mit folgendem Gedanken: „Was kann alles passieren?“ Sicherheit zuerst, war sein Motto. Also entschied sich der Techniker für einen Stahlrumpf. Das Material kaufte er direkt bei der VOEST ein, Schotten gewährleisten Sicherheit bei Wassereinbruch, zwei Mercedes-Motoren sorgen für den Antrieb bei Flaute. Die Jahre des Planens und Bauens waren zugleich Lehrjahre für den Göstinger. „Aus dem ersten Hydraulikzylinder trat Öl aus, ich musste alles neu berechnen und fand einen Hersteller im Piestingtal, der die Teile genau nach meinen Plänen baute“, erzählt Schwarzinger. Jedes Detail des Bootes ist durchdacht: schusssicheres Fensterglas, Fluchtluken, Rettungsinsel, Seenotsender, Windgenerator und Funk – die Diana-Carol ist fertig ausgerüstet für ihre Jungfernfahrt.
Und doch steht sie seit Jahren am Ortsrand von Gösting, neben einem Acker, aufgebockt auf einer alten Eisenbahnschiene, Roststellen schimmern auf dem einst strahlend weißen Rumpf.
Weltenbummler
Helmuth Schwarzinger ist heute 74 Jahre alt, die vergangenen Jahre hatte der Pensionist gemeinsam mit seiner von den Philippinen stammenden Frau in ihrem Heimatland verbracht. Die Arbeiten am Boot ruhten. Jetzt aber, zurück in der Heimat, ist Schwarzinger wieder von seinem alten Traum beseelt. Dem Rost wird zu Leibe gerückt, letzte technische Details werden verfeinert und dann fehlt eigentlich nur noch die Mannschaft.
Denn die 18 Meter lange Diana-Carol ist für zehn Personen ausgelegt. „Furchtlose Mitstreiter mit ein bisschen Piratenblut in den Adern“, lacht Schwarzinger. Das 33 Tonnen schwere Boot soll – geht es nach Plänen ihres Erbauers – spätestens in drei Jahren per Autokran zur Donau transportiert und dann Richtung Schwarzes Meer gesegelt werden.
„Zugelassen und ausgerüstet ist sie für weltweite Fahrt“, meint ihr Kapitän – und in seinen Augen spielen sich die Träume von der endlosen Weite des Ozeans, einem einsamen Boot und der schäumenden Bugwelle.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.