Niederlage für Lobner: Bau der Umfahrung Gänserndorf verschoben
Der Plan des Stadtchefs, nächste Woche mit den ersten Bauarbeiten des Südabschnittes zu beginnen, scheiterte an Grün-Rot.
GÄNSERNDORF. Gestern Abend fiel die Entscheidung: 17 Stimmen für die Rodung noch im Frühling, 19 Stimmen dagegen. Die Aufstellung war bereits im Vorfeld klar, trotzdem ging das Match über volle 90 Minuten, Halbzeitpause inklusive.
Zeit die man nutzte umzu werben (Bürgermeister René Lobner, ÖVP: "Das ganze Marchfeld schaut heute auf uns") , zu kontern (Christian Worlicek, SPÖ: "Es ist ein teures Zeichen, dass das Land hier setzen möchte."), in die Vergangenheit zu schwelgen (Lobner: "Du hat in der Stadthalle mit dem Landeshauptmann den Spaten geschwungen. So überraschend kann der Baubeginn jetzt nicht sein.") und wechselseitige Erinnerungslücken zu füllen (Kurt Burghardt, SPÖ: "2013 hat der Landeshauptmann gesagt, wenn im Frühling das Wetter schön ist, fahren die Bagger auf.").
Geheim-Taktik
Als letzter taktischer Coup darf man den schwarzen Antrag auf geheime Abstimmung werten. Trotz dieser Hintertüre blieben die Mandatare – zumindest lässt das das Abstimmungsergebnis vermuten – auf Parteilinie: 14 ÖVP Stimmen plus 3 FPÖ (die 4. Mandatarin Sabine Singer war entschuldigt) gegen 14 SPÖ, 4 Grüne und 1 Bürgerliste.
Experten-Auftakt
Wenige Stunden zuvor hatte Lobner zum Informationsgespräch mit den Straßenplanern des Landes NÖ geladen. Sie sollten seine Pläne, sofort mit den Rodungen im Safarikparkviertel - also dem Südabschnitt der Umfahrung - zu beginnen, durch Fakten bestärken.
Die Argumente: Die Grundstücke gehören der Stadtgemeinde, dem sofortigen Baustart stehe folglich nichts im Wege, die Rodungen können aus naturschutzrechtlichen Gründen nur mehr im Februar oder erst im Herbst stattfinden, zeitgleich mit diesem Straßenabschnitt würde auch der Radweg zwischen Süd und Stadt gebaut werden und der Schutzwall für die Safarikparkviertel-Bewohner wird zuerst errichtet, somit ist für sie, wenn die Bauarbeiten beginnen, bereits Lärm- und Sichtschutz gegeben.
"In der Zwischenzeit beginnen wir mit den Grundablösen am Abschnitt Ost und können dann an den Südabschnitt nahtlos anschließen. Würden wir jetzt nicht den Abschnitt Süd beginnen, bedeutet das Stillstand für die Umfahrung", betont Lobner.
Für Ersatzaufforstungen stehen in Gänserndorf 74.100 Quadratmeter zur Verfügung, in Weikendorf 86.000 Quadratmeter. Die Vorgabe der Behörde: Rodung und Aufforstung müssen im Verhältnis 1:3 zueinander stehen
Grüne Hoffnung
Die Grünen hoffen nach wie vor darauf, dass die Marchfeldschnellstraße S8 nicht gebaut wird, als logische Konsequenz lehnen sie den Südteil der Gänserndorf- Umfahrung entlang er Siebenbrunner Straße ab, er dient ja in erster Linie als Zubringer zur geplanten S8. Stattdessen plädieren sie für den Beginn der Bauarbeiten der Umfahrungsetappe Ost von der B8 bei Weikendorf bis zur Siebenbrunner Straße vor dem Safariparkviertel. "Egal ob die S8 kommt oder nicht, dieser Teil würde spürbare Entlastung für die Anrainer der B8 in Gänserndorf bringen", argumentierte die Grüne Beate Kainz.
SPÖ will Umfahrung Süd-Ost und Süd-West
Die SPÖ, unter deren Führung die Umfahrungs-Trasse 2010 beschlossen wurde, kann Lobners Zeitplan ebenfalls nichts abgewinnen: "Wir wissen, der Verkehr wird wachsen, daher wäre der Baubeginn am Abschnitt Ost und gleich darauf die Südwest-Umfahrung bis zur B8 vor Strasshof eine sinnvolle Alternative", meint Christian Worlicek und erntet Zustimmung von den Grünen. Ohne gütligen Baubescheid für die Schnellstraßen 1 und 8, kann die SPÖ der Errichtung einer Zufahrtsstraße nichts abgewinnen. Worlicek will daher die 3. öffentliche Verhandlung im April oder Mai abwarten.
Kein Plan B zur S8
Ein Plan, der beim Land NÖ kein Gehör findet: Landesstraßenplaner Thomas Gabler: "Die Umfahrung Südwest ist nicht in unseren Plänen enthalten." Denn die Planungen des Landes beinhalten die Marchfeldschnellstraße an der sich Zubringer und untergeordnete Straßen orientieren. Eine Gänserndorf-Umfahrung, die den Verkehr wie bisher nach Strasshof und Deutsch-Wagram weiterleiten würde, ist für die Landesplaner keine Option, egal ob die S8 kommt, oder nicht. Gabler lässt allerdings aufhorchen: "Wenn die S8 nicht kommt, wird die Umfahrung Ost nicht gebaut." Wenngleich die nö. Verkehrsplaner ebenso wie der Stadtchef vom Bau der S8 überzeugt sind. "Sie ist im Bundesstraßengesetz verankert", versichern Gabler und der stellvertretende nö. Straßenbaudirektor Rainer Irschik mehrfach.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.