Freiheit ist sein Business
Der Hohenauer Ronny Kokert, Kampfsport-Weltmeister und Shinergy-Gründer, leitet ein Flüchtlingsprojekt.
HOHENAU/WIEN. Kampfsport für traumatisierte Flüchtlinge? Kämpfen ohne Aggression? Für Ronny Kokert bestehen keine Zweifel: "Das funktioniert." Der ehemalige Kampfsport-Weltmeister, der in Wien ein Fitness-Center - das Shinergy Trainingszentrum - leitet, hat ein Konzept entwickelt, das auf den universellen philosphischen Prinzipien, auf Kampfkunst verschiedener Kulturen und dem Zen-Buddhismus basiert.
Flüchtlinge bei Staatsmeisterschaft
Mehrmals pro Woche trainieren junge Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak kostenlos in Kokerts Trainingszentrum. "Wir werden nächsten April mit einem Team bei der Staatsmeisterschaft antreten", freut sich der in Hohenau aufgewachsene Sportler über die Fortschritte seiner Schützlinge. "Aus Wut Mut schaffen", lautet sein Leitsatz, den er ergänzt: "Kampfkunst, die nicht Friedenskunst ist, wäre wertlos."
In seiner Philosophie sieht er auch das Geheimnis seines Erfolges, denn der Weg an die Weltspitze war ein steiniger. 1984, nach einer Knochenmarkserkrankung und monatelangen Spitalsaufenthalten, fand sich der damals 13-Jährige beim Schulsport auf der Ersatzbank wieder - bewegungseingeschränkt und tollpatschig. Zu dem Zeitpunkt begann er, den Kampfsport für sich zu entdecken. "Mein Hausarzt sagte: Das wird nichts mehr mit Sport, spiel lieber Billard", erinnert sich Kokert. Doch der Bursch hatte sein Ziel schon definiert: ein großer Krieger werden. In kleinen Clubs, daheim oder in der freien Natur begann er sein Training.
Der Meister
1992 gewann Kokert erstmals die Staatsmeisterschaft in Taekwondo, holte sich weitere vier Male diesen Titel, um schließlich 1998 in den USA den Open Taekwondo Weltmeister-Titel zu holen.
"Damals habe ich erkannt, dass Kampfkunst nichts mit brachialem Kräftemessen zu tun hat", erklärt Kokert. Statt Drill und starren Bewegungsabläufen stellt er in seiner selbst entwickelten Technik - dem Shinergy - flexible Handlungen und spirituelle Aspekte in den Vordergrund. "Freiheit ist mein Business", sagt der Sportler und ist überzeugt: "Nur wer sich selbst erkennt und sein eigenes Potenzial ausschöpfen kann, ist frei."
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