Rache und Vergebung

Foto: TPZ Hall

Es ist zweifellos ein Wagnis, ein derart mehrfach ausgezeichnetes, am Broadway, in London und in einem Polanski-Film mit berühmten Akteuren gespieltes Stück auf einer kleinen Tiroler Bühne aufzuführen, zumal der ausgebrochene Fasching viele Menschen zu seichteren Lustbarkeiten verführt. Klaus Rohrmoser, verantwortlich für Regie und Bühne, hat dieses Wagnis auf sich genommen und die Aufführung des Politthrillers von Ariel Dorfman mit drei engagierten Schauspielern verwirklicht. Der in Argentinien geborene Autor schöpft seine Inspirationen aus der Zeit als Unterstützter von Allende in Chile, er musste danach vor der Diktatur Pinochets fliehen.
Zum Inhalt: Pauline, verheiratet mit dem prominent gewordenen Anwalt Gerardo Escobar, glaubt in einem Gast ihres Mannes jenen Arzt wieder zu erkennen, der seinerzeit ihre Folterungen überwacht hat. Sie fesselt und knebelt ihn in der Nacht und bedroht ihn mit dem Erschießen, auch ihr Mann, frisch ernanntes Mitglied der staatlichen Untersuchungskommission, kann sie nicht davon abbringen. Der Arzt leugnet alles, letzten Endes erzwingt jedoch Pauline dessen Geständnis, Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ und ein Nietzsche-Zitat entlarven den Schuldigen.
Der junge Marco Schaaf verwirklicht natürlich, glaubhaft und eloquent die Figur des idealistischen Anwalts, Amarilla Ferenczy findet, anfangs überzeichnet, nach und nach in das Wesen der rachedurstigen Pauline, gestisch und mimisch zwar stark, sprachlich jedoch nicht immer klar. Dass Altmeister Günter Lieder der Rolle des larmoyanten Gefesselten mit Routine gerecht wird, verwundert kaum, wahre Spielleidenschaft war andernorts jedoch erlebbarer als in dieser Aufführung. Dass hier nicht Unterhaltung, sondern Politisches, Psychologisches und Dramatisches mit Verve geboten wird, sollte den Theaterraum eigentlich füllen, auch wenn Themen und Orte von damals ganz junge Menschen vielleicht weniger bewegen als jene der so genannten 68er-Generation. Gespielt wird bis zum 15. Feber.

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