Asyl: Leben im Bezirk Horn
Großquartier mit 110 Flüchtlingen, ein kleineres Quartier mit 45 Asylwerbern und eine WG im Pfarrhof
BEZIRK. Die Stimmung im Waldviertel zur Flüchtlingskrise ist angespannt. Im Auftrag der Bezirksblätter hat das Institut Aconsult 604 Niederösterreicher zu ihrer Meinung befragt. Die Ergebnisse sind eindeutig. 79 % der Waldviertler sind etwa für die Wiedereinführung von Grenzkontrollen, 82 % fordern die strikte Einhaltung der Obergrenze. 68 % glauben, dass die Waldviertler Gemeinden bei der Unterbringung an ihren Belastungsgrenzen angelangt sind. Die fremde Kultur der Zuwanderer beunruhigt 62 % der Waldviertler, nur 36 % sehen keine Probleme und sagen: Wir schaffen das! (Siehe Grafik.)
Die Bezirksblätter haben nun recherchiert, wie die Lage im Bezirk Horn aussieht. Wie viele leben in welcher Gemeinde, wie sind sie untergebracht und wer sind die Flüchtlinge?
110 Leute sind im Haus Helina untergebracht, 21 Frauen, 46 Männer und 40 Minderjährige. "Bunt gemischt, Familien und Einzelpersonen", sagt Team-Leiterin Simona Wentseis. Alle versorgen sich selbst. Vertraut mit unserer Kultur? "Es gibt eine Kochgruppe im Haus, da wird einmal im Monat österreichisch gekocht. Apfelstrudel ist ein Favorit - alle sind begeistert", lacht Wentseis. Im Haus gibt es Freizeitgestaltung für den Nachwuchs, eine Bastelgruppe und Lernbetreuung. In Kürze wird es ein Spielzimmer mit Sprossenwand, etc. geben - alles aus Spenden. Beim Eingang hängt eine Bedarfsliste, dzt. werden Töpfe, Pfannen, Steppdecken, Pölster gebraucht. Einige Damen sind schwanger, d.h. Windeln in Zukunft. "Die Menschen haben schon ein tiefes spürbares Vertrauen zu uns aufgebaut. Das merkt man, wenn es ihnen mal schlecht geht, weil das Asylverfahren ist schon belastend, man kann nichts machen, nur warten." Für einige Betreuer (40 Leute) haben die Bewohner ein Dankeschön veranstaltet, mit einem Festessen. "Ich habe das Gefühl, dass sie uns gerne etwas zurückgeben wollen, obwohl sie sehr eingeschränkt sind." Auch zwei Blumenstöcke haben sie von ihren bescheidenen Mitteln für die Betreuerinnen gekauft.
Im Haus Said in Eggenburg leben 45 Burschen (zw. 15 und 18) auf zwei Ebenen, aufgeteilt auf vier Wohnungen, die jeweils 9 bis 13 Jungs beherbergen. Der Großteil ist aus Afghanistan, einige aus Syrien, Pakistan, Somalia, Palästina, Eritrea. In den WGs kochen die Burschen in kleinen Gruppen verschiedene Speisen. Sie kaufen selbst ein. Auch wird gebacken, diesmal syrischer Grießkuchen (auch für Team-Leiterin Maria Sackmann), Schokokuchen gestern. Der Großteil der Zimmer sind 2-Bett-Zimmer mit Dusche. Sie besuchen z.T. öffentliche Schulen.
Flüchtlinge in WG im Pfarrhof
"Die Jugendlichen, wenn sie 18 sind, müssen das Haus Said verlassen. Wenn jüngere Geschwister dort sind, will man sie aber nicht auseinander reißen", sagt Pater Sepp Schachinger. Der Pfarrhof in Eggenburg ist so eine Art WG, da gibt es andere Jugendliche auch, die hier wohnen, z.B. einen Zivildiener. Derzeit ist ein 18-Jähriger aus dem Haus Said da. Eine Familie hat die Patenschaft übernommen. Drei weitere 18-Jährige kommen demnächst. P. Schachinger möchte betonen, "dass ich nur stellvertretend für die vielen Menschen stehe, die in Eggenburg in den verschiedenen Bereichen mit den Flüchtlingen arbeiten und viel mehr tun als ich."
Eine Karte mit allen Flüchtlingszahlen aus Niederösterreich finden Sie HIER.
Im Auftrag der Bezirksblätter hat das Institut Akonsult 604 Niederösterreicher zu ihrer Meinung befragt. Das sind die Ergebnisse. Wählen Sie im Drop-Down-Feld Ihre Region aus.
Quelle: Bezirksblätter Umfrage durchgeführt von Akonsult KG
Stichprobe: n = 604 repräsentative telefonische Befragungen (CATI), niederösterreichische Wohnbevölkerung ab 16 Jahren. Die befragten Personen entsprechen in ihrer Zusammensetzung der niederösterreichischen Bevölkerung.
Zeitraum: 26. Jänner bis 1. Februar 2016
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