Künstliche Wolke: Pulverschnee auf Knopfdruck

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OBERGURGL (sz). Obwohl sich das Projekt noch in der Probephase befindet gilt es schon jetzt als die revolutionäre Entwicklung im modernen Wintersport.

Dabei handelt es sich um eine "künstliche Wolke", die hochwertigen Neuschnee mit geringer Dichte, deutlich reduziertem Energieverbrauch und wesentlich effizienterer Nutzung der Ressource Wasser erstellt.

Naturnaher Prozess
Projektleiter Michael Bacher forscht seit einigen Jahren an diesem Projekt - die bisherigen Testversuche im Labor waren erfolgreich, jetzt startete der erste Feldversuch in Obergurgl.

Bacher erläutert die Vorteile der Technologie gegenüber den herkömmlichen Schneekanonen: "Die Wolke produziert hochwertigen Pulverschnee, die dem richtigen Schnee, wie von der Natur erzeugt, sehr nahe kommt. Mit der gleichen Energie kann so bis zu 15 mal mehr Schnee erzeugt werden, als mit den derzeit eingesetzten Schneekanonen. Das macht die Technik auch aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen interessant."

In der künstlichen Wolke ist es nun möglich aus einem Kubikmeter Wasser bis zu 15 Kubikmeter Pulverschnee mit relativ geringerer Dichte zu erzeugen und soll genau dort eingesetzt werden, wo diese den Skibetrieb, wie beispielsweise in Funparks oder Anfängerliften, aufwertet.

Große Visionen
Die derzeitige Konstruktion der "Schneemaschine" ist eine futuristisch anmutende Stahlkonstruktion in dem sich die Kammer zur Schneeproduktion befindet. Für die "Außenhülle" zeichnet sich Gestalter und Visionär Walter Klasz verantwortlich.

Schneedrucker
Geht es nach den Vorstellungen der Beteiligten sollen künftig sogenannte "Schneedrucker" das Erzeugnis auf die Piste verlegen: eine "mobile Wolke", die über die Piste fährt und den Schnee buchstäblich ausdruckt. Vorrangig sei aber, die erhobenen Daten im Labor jetzt im Feldversuch handgreiflich zu machen.

Der Mechanismus
"Wieviel Output eine Wolke nun wirklich liefern kann, wie sich äußere Einflussfaktoren wie Wind, Wetter usw. auswirken - all dies wird in den nächsten Monaten in Obergurgl erforscht. Mit all diesen wertvollen Erfahrungen können wir vielleicht im nächsten Winter schon die erste 'echte' Wolke in Betrieb nehmen", so Bacher.

Zentraler Baustein des Freiluftlabors ist eine Wolkenkammer, die es ermöglicht, Wassertropfen und Eiskeime miteinander zu vermischen.
Wie in einer natürlichen, großen Wolke auch, benötigt man für die Schneeproduktion in der Wolkenkammer tiefe Temperaturen, also Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, idealerweise kälter als minus fünf Grad, wie der Projektleiter ausführte.
Wassertropfen werden in die Kammer eingesprüht und damit eine kleine, künstliche Wolke erzeugt.

Durch die tiefe Umgebungstemperatur kühlen die Tröpfchen ab, meist unter den Gefrierpunkt, aber ohne dabei selbst zu gefrieren. In diesem Nebel werden sogenannte Kristallisationskeime eingebracht - in diesem Fall kleine gefrorene Eisplättchen. Damit sind in der Wolke alle drei Phasen des Wassers gleichzeitig vorhanden: fest, flüssig und gasförmig.

Die Kristallisationskeime wirken dabei wie Magnete, die laufend Wassermoleküle also Wasserdampf, anziehen und in der festen Phase binden. Das bedeutet, dass diese Keime zu größeren Kristallen "wachsen" und als Schnee aus dem Wolkenbehälter nach unten ausfallen - genauso, wie es auch in der Natur passiert.

Da in der Atmosphäre natürlich die Dimension einer Wolke um etliche Größenordnungen über der Labor-Wolkenkammer liegt muss der Prozess der Schneekristallbildung so intensiviert werden, um akzeptable Schneemengn zu produzieren.

Daher ist die Nebeldichte in der Kammer zumindest eine Größenordnung höher als in den natürlichen Wolken.

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