Niedrigpreis führt zu Notstand
Der aktuell niedrige Milchpreis gefährdet auch im Bezirk Korneuburg die letzten Milchbauern.
BEZIRK KORNEUBURG / OBERGÄNSERNSDORF. Johannes Schachl ist mit seinen 20 Jahren einer der jüngsten Landwirtschaftsmeister Niederösterreichs. "Mein Weg in die Zukunft war bis vor rund zwei Jahren klar gezeichnet. Als Milchbauern mit über 60 Rindern hatten ich und Vater Johann keine Zukunftsängste", erzählt er bei einem Rundgang durch den großzügigen und herrlich nach Heu duftenden Stall in Obergänserndorf.
Überlebenschance Fleckvieh
"Unsere derzeitige wirtschaftliche Überlebenschance ergibt sich aus der Doppelnutzung unserer Rinder", erklärt Schachl Senior. Denn ihr Fleckvieh ist als milch- oder fleischbetonte Doppelnutzungsrasse, als ausgezeichneter Kreuzungspartner in der Mutterkuhhaltung und Fleischproduktion sowie als Gebrauchskreuzung für die Milchproduktion bekannt und beliebt. "Die Verluste, welche wir bei der Milchwirtschaft einfahren, können wir durch den Verkauf von Jungtieren zur Zeit noch ausgleichen. Bleibt der Milchpreis allerdings weiter unter den Produktionskosten, wird es auch für unseren Betrieb sehr eng", sieht Jungbauer Johannes düstere Wolken über dem Hof aufziehen.
Es werden immer weniger
Im Bezirk Korneuburg gibt es nur mehr an die 30 Milchbauern. Darunter fallen allerdings auch Betriebe mit unter zehn Milchkühen. Und die größeren Betriebe sind seit der Preiskrise drauf und dran, ihren Bestand zu verringern. Der Landtagsabgeordnete und Teilbezirks-Obmann des Bauernbundes Korneuburg, Hermann Haller, sieht darin eine gefährliche Entwicklung für die gesamte Landwirtschaft. "Es ist ja nicht so, dass die Milchbauern nur Kühe im Stall stehen haben. Sie bewirtschaften ja auch große Flächen an Feldern und Wiesen zur Futtergewinnung und kaufen zum Teil von lokalen Landwirten zu", erklärt er. "Die Erhaltung dieser verzweigten Strukturen sollte allen, nicht nur den Bauern im eigenen Interesse, sondern auch den Konsumenten und Politikern ein großes Anliegen sein."
Ein Literpreis ab 35 Cent würde nach Berechnung von Landwirtschaftsmeister Johannes Schachl die Produktion wieder halbwegs profitabel machen. Angesichts der Tatsache, dass den Landwirten im Jahr 2014 schon über 40 Cent je Liter Milch bezahlt wurde, ist diese Forderung ja direkt bescheiden zu nennen.
Frischmilch ab Hof
Die Schachl’s bieten ihre Milch auch für Endverbraucher ab Hof an. Doch das kann ihren Betrieb nicht über Wasser halten. Faire Bezahlung durch weiterverarbeitende Konzerne ist unumgänglich.
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