Sommergespräch mit LR Maurice Androsch: "Ghettos wie in Frankreich"
Landesrat Maurice Androsch über Integration, Tierschutz und den nächsten Spitzenkandidaten der SPÖ
FPÖ und ÖVP duellieren sich gerade, wer die strengeren Regeln für die Mindestsicherung einführen will. Was ist die Meinung der SPÖ dazu?
Niederösterreich ist hier bereits sehr restriktiv. Grundsätzlich hat die SPÖ diese strengeren Regeln zum Großteil auch mitgetragen. Etwa verlangen auch wir Arbeitswilligkeit. Wer arbeiten kann, sollte das auch tun. Und auch, dass kein Vermögen vorhanden sein darf, um Mindestsicherung zu beziehen, ist in unserem Sinn.Wir stehen auch zu strengen Kontrollen, die es derzeit gibt. Und in wenigen Fällen gibt es Missbrauch. Das sind meist Verstöße nach dem Meldegesetz oder verschwiegene Erbschaften. Der Großteil aber trickst nicht.
-Maurice Androsch, SPÖ
Bei Asylwerbern ist die Argumentation, dass Personen, die nie eingezahlt haben, Leistungen kassieren.
Ich halte hier nichts von Neiddebatten. Der Vorschlag der dreijährigen Wartefrist wäre nicht gut. Was würde passieren? Es würde bedeuten, dass in dieser Zeit wenig Integration stattfindet. Wenn ich Mindestsicherung auszahle, kann ich auch fordern, dass etwa Sprachkurse besucht werden. Wenn ich nichts zahle, befürchte ich eine Ghettobildung wie in Frankreich. Wohin das führt, sieht man an Unruhen und Terror. Deswegen bin ich für die Mindestsicherung. Denn um sich zu integrieren und weiterzubilden braucht man Geld.
Neben dem Asylwesen sind Sie für Tierschutz zuständig.
In diesem Bereich haben wir einiges erreicht. Wir haben unser Viertelskonzept für Tierheime durchgesetzt und ausgebaut. Das heißt, herrenlose Tiere sind in Niederösterreich nun gut versorgt. Das war nicht immer so. Momentan beschäftigen uns besonders Fälle von „Animal Hording“. Die Anhäufung von Tieren führt nicht nur zu Tierleid, meist steckt da auch ein schweres Schicksal dahinter. Hunde und Katzen können wir recht gut unterbringen, bei Großtieren wie Pferden haben wir da noch Probleme.
Sie haben sich einen Schwerpunkt gesetzt, den illegalen Handel mit Ost-Welpen zurückzudrängen. Ist das gelungen?
Da haben wir tatsächlich große Erfolge erzielt. Da gilt mein Dank der Polizei. Denn trotz aller anderen großen Herausforderungen des vergangenen Jahres hat die Exekutive hier auch noch Zeit für dieses Thema gefunden. Auch die Bevölkerung wird da sensibler und meldet, wenn jemandem etwas auffällt.
Wie steht es um den Tierschutz in der Landwirtschaft?
Wir haben hier die strengsten Regeln in Europa und ein Großteil der Landwirte hält sich daran. Ganz selten gibt es Beanstandungen, etwa in meinem Heimatbezirk, da gab es in der Vergangenheit einen Fall von Kettenhaltung bei Rindern, da mussten wir die Tiere dann abnehmen. Aber das sind Einzelfälle. Die überwiegende Mehrheit der Landwirte hat Interesse, die Bestimmungen einzuhalten. Denn nur so können sie auch erstklassige Qualität erzeugen. Ein Tier aus Qualhaltung wird nie eine Fleischqualität erreichen, wie ein glückliches Rind.
-Maurice Androsch, SPÖ
FP-Klubchef Waldhäusl sagt, dass die SPÖ sich selbst aufgegeben hat und die FPÖ bei der Landtagswahl Zweite wird. Wie wollen Sie dagegenhalten?
Wir wählen 2018. Und gearbeitet wird bis zum Schluss. Und die SPÖ steht für eine konstruktive Zusammenarbeit. Unsere Aufgabenbereiche sind schwierig, aber etwa das Thema Asyl zeigt, dass wir hier wirklich super arbeiten und das bravourös meistern. Die SPÖ muss auf Sachebene bleiben. Die FPÖ hat es leicht, weil man gut populistisch reden kann, aber nichts beweisen muss, wenn man keinerlei Verantwortung trägt. Die SPÖ trägt Regierungsverantwortung.
Wer wird als Spitzenkandidat die SPÖ in die Wahl führen?
Das werden die Gremien rechtzeitig entscheiden. Aber ich gebe Ihnen recht, das ist eine Gretchenfrage.
Wäre Maurice Androsch bereit und ein geeigneter Kandidat?
Der erste Teil der Frage ist berechtigt, der zweite ist gemein. Aber: Ich war in meiner Vergangenheit immer wieder zu Schandtaten bereit (schmunzelt). Aber nocheinmal: Wer Spitzenkandidat wird, ist nicht meine Entscheidung, das überlasse ich den Gremien.
Haben Sie zum Schluss ein politisches Herzensanliegen?
Ja, wir suchen Pflegefamilien für unbegleitete Minderjährige. Diese Form der Unterbringung bietet besondere Möglichkeiten der Integration.
Derzeit sind in Niederösterreich 1.400 unbegleitete Jugendliche, aber nur 37 sind bei Pflegefamilien untergebracht. Wer sich dazu entscheidet, bekommt Unterstützung von ASBÖ, Verein "Menschen.Leben" oder der Caritas und eine Entschädigung von rund 23 Euro am Tag. Wir suchen noch viele Familien, wer Interesse hat, bekommt alle Infos unter umf.koordinierungsstelle@noel.gv.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.