Biologiestunde zum Angreifen
Schüler kommen beim "Seebauer" mit Landwirtschaft in Berührung
LINZ (red). "Unterricht vor der Haustüre" – so bezeichnet Michaela Sommer-Mühlberger ihre Initiative für Volksschulklassen im Linzer Süden. Die Stadtbäurin aus Pichling organisiert seit einigen Jahren Projekttage, in denen sie Schülern einen Einblick in den landwirtschaftlichen Alltag gibt. Dabei werden etwa Pflanzen vom Anbau bis zur Ernte begleitet. "Mir ist wichtig, dass Kinder wissen, wo ihre Nahrung herkommt, und wie etwas schmeckt. Kinder können heute Früchte nicht mehr den Bäumen zuordnen. Das ist logisch, wenn man sie nicht selber pflückt, sondern nur vakuumverpackt gekauft werden", so Sommer-Mühlberger. Begonnen hat das Engagement für den Naturunterricht als Konsequenz eines Ärgernisses: "Schüler haben ein Feld neben der Bushaltestelle als Fußballplatz verwendet. Da war mir klar, dass es viel Bedarf gibt, Kinder über Natur und Landwirtschaft aufzuklären", so die 53-Jährige. Ihr erstes Projekt mit der Volksschule 44 Pichling drehte sich rund um die Soja-Pflanze. "Ein Tag am Bauernhof ist oft nur eine Momentaufnahme. Wir haben versucht, die Soja-Bohne auf ihrem Weg zu begleiten. Die Pflanze war auch Thema im laufenden Unterricht. Am Ende des Semesters hab ich den Schülern Soja-Produkte zum Verkosten mitgebracht."
Brennholz und Forellen
Auch das Projekt "Hecken, die schmecken" ist auf "ihrem Mist gewachsen". Dabei werden Gärten bei Schulen und Seniorenheime mit essbaren Heckenpflanzen wie Himbeerstauden bepflanzt. "Naschen tut jeder gerne. Das schärft das Bewusstsein und öffnet die Augen für die köstlichen Schätze, die in der Stadt verborgen sind." Mit ihren Initiativen und Veranstaltungen in Ebelsberg und Pichling möchte auch den Dialog zwischen Städtern und Stadtbauern fördern. "Es kommt vor, dass wir auf Unverständnis stoßen, wenn wir zum Beispiel beim Dreschen Staub aufwirbeln oder mit dem Traktor unterwegs sind. Wenn man in der Natur wohnen möchte, muss man in Kauf nehmen, dass dort auch mal der Hahn kräht." Sommer-Mühlberger hat die Landwirtschaft von ihren Eltern übernommen, setzt mittlerweile ausschließlich auf Ackerbau und verkauft Brennholz und Forellen ab Hof.
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