Ein weiterer Leserbrief zum Thema Preber-Gebiet in Tamsweg
Offener Brief an die Gemeinde Tamsweg von August Pichler jun., Dr. Michael Tischler, Mag. Utz Rothlauer, Mag. Elvira Gonschorowski-Zehetner und Stefan Ritzer (alle aus Tamsweg).
"Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter, liebe Einwohner von Tamsweg! Bezug nehmend auf das Antwortschreiben zu unserem offenen Brief zum Thema 'Infrastruktur Prebersee' möchten wir Folgendes hinzufügen und zum Mitdenken auffordern: Wir Tamsweger finden ein Freizeit- und Naturparadies direkt vor unserer Haustüre vor. Gerade der Prebersee ist dabei ein ganz besonderes Naturjuwel, ein Kraft- und Energieplatz. Bis jetzt konnten wir und unsere Kinder an diesem frei zugänglichen Ort die Natur spielerisch entdecken, mit Jausenbrot eine Rast einlegen, Dämme bauen, im Moor stehen und dabei erkennen, wie wohltuend die unbelassene Natur unserem Körper und unserer Seele tut.
Generationen haben die Heilkraft des Prebersees mit seiner Natürlichkeit schätzen und lieben gelernt. Der Prebersee beruhigt, entspannt und erdet, was in unserer Zeit so wichtig geworden ist. Dieses besondere Geschenk der Natur ist schützenswert. Es sollte noch zumindest für unsere Enkelkinder erhalten bleiben. Das Wissen um die Besonderheit dieses Platzes hat uns auch zu unserem Brief bewogen.
Mit der geplanten Aufschließung durch Kanal und Strom würde der Naturschatz des Prebersees leider massiv gefährdet, sowie Tür und Tor für eine intensive Nutzung dieser sensiblen Gegend geöffnet.
Aus den bisherigen Plänen geht zum Beispiel hervor, dass die 'Ludlalm neu' erheblich größer werden wird. Im Gespräch sind eine Verdoppelung oder sogar Verdreifachung der Sitzplätze und darüber hinaus noch Gästezimmer im ersten Stock. Der zukünftige Pächter wird dabei aufgrund der zu erwartenden Bau- und Grundkosten unter erheblichem ökonomischen Druck stehen. Zukünftig wäre daher eine viel intensivere 'Bewirtschaftung' (Events, Chalais etc.) nur logische Folge.
Wir Tamsweger Gemeindebürger sollen dabei trotz klammer Gemeindekassa teure Infrastruktur für wenige Nutznießer bezahlen, die letztendlich zu einer unwiderbringlichen Zerstörung dieses sensiblen Gebietes führen wird. Die jetzt geplante Aufschließung ist daher mit Sicherheit nicht im öffentlichen Interesse.
Wir meinen, dass den meisten Gemeindebürgern der Ernst der Lage gar nicht bewusst ist. Man wird diesen erst dann erkennen, wenn es schon zu spät ist. Die Folgen der Aufschließung werden jedenfalls beträchtlich sein. Parkgebühren auf dem Parkplatz der 'Ludlalm neu' würden dabei noch das geringste Übel darstellen.
Die Raumordnung ist ein Kind ihrer Zeit und wo Begehrlichkeiten vorhanden sind, wird auch ein Weg zu deren Befriedigung gefunden. Es ist ein völlig normaler Vorgang, dass das REK (Räumliches Entwicklungskonzept) alle paar Jahre aufgeschnürt und modifiziert wird. Sollte das Prebergebiet mit Strom und Kanal aufgeschlossen werden, sind wir uns daher sicher, dass es in zehn bis 20 Jahren nicht mehr wieder zu erkennen wäre. Der Tamsweger Touristiker Egon Setznagel schwärmt beispielsweise bereits von einem 'Biosphärenparkzentrum ähnlich dem Nationalparkzentrum in Mittersill' am Prebersee. Auf der Turracher Höhe kann man sich übrigens beispielhaft ansehen, wie eine intensive Nutzung der Natur aussehen wird.
Natürlich soll die technisch veraltete Ludlalm saniert werden, aber im derzeitigen Umfang. Und dazu reicht für eine ökologisch saubere Abwasserentsorgung beispielsweise eine moderne Senkgrube aus, die um einen Bruchteil der derzeit projektierten Kanalkosten von knapp einer Million Euro (!) gebaut werden könnte. Leider wurden von der Gemeinde Tamsweg Alternativen zu einem Kanalbau nicht einmal ernsthaft geprüft. Nach unserer Meinung geht man viel zu leichtfertig mit dem Geld der Gemeindebürger um. Im Übrigen sind wir sicher, dass die jetzt projektierten Kosten mit Sicherheit überschritten werden. Außerdem verschweigt die Gemeinde geflissentlich, dass mit dem Kanal erhebliche Betriebskosten verbunden sind, da man für den Kanal eine Pumpstation benötigt. Zudem wurde dem Preberhotel eine eigene biologische Kläranlage bewilligt und wird dieses daher nicht an den Kanal angeschlossen werden.
Wir fordern die Gemeinde Tamsweg daher noch einmal auf, mit den Gemeindebürgern offen und ehrlich über die Zukunft unseres Prebergebietes zu sprechen, und zwar bevor Beschlüsse gefasst werden. Als Vorbild könnte dabei das Projekt 'Longa 2020' dienen. Versuchen wir doch wenigstens, diesen Schatz für unsere nächsten Generationen zu erhalten."
Offener Brief an die Gemeinde Tamsweg von August Pichler jun., Dr. Michael Tischler, Mag. Utz Rothlauer, Mag. Elvira Gonschorowski-Zehetner und Stefan Ritzer (alle aus Tamsweg).
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