Susanne Schaefer-Wiery: "Freundschaftssteg ist kein Gagname!"
Der Wirbel rund um die Benennung der Bogenbrücke zwischen 5. und 6. Bezirk nimmt kein Ende. Jetzt meldet sich Margaretens Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery zu Wort.
MARGARETEN. MARIAHILF. Der Name Freundschaftssteg erhitzt die Gemüter in Mariahilf. Die Grünen stimmten bei der vergangenen Bezirksvertretungssitzung am 22. September bereits zum zweiten Mal gegen den Vorschlag der SPÖ, den Steg "Freundschaftssteg" zu bennen. Sie bevorzugen einen "Liane Zimbler-Steg" in Erinnerung an die Architektin und erste Ziviltechnikerin Österreichs. Sie berufen sich dabei an einen von der Bezirksvertretung Mariahilf angenommenen Antrag vom 17. Dezember 2015, nach dem alle neuen Verkehrsflächen im 6. Bezirk nach Frauen benannt werden sollen. Nun meldet sich die SPÖ-Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery zu Wort.
Verstehen Sie die Aufregung rund um die Benennung der Boegenbrücke bei der Wientalterrasse?
SUSANNE SCHAEFER-WIERY: Nein, ich halte die Schreiberei nicht mehr aus! Deshalb möchte ich auf den Grundgedanken für den Namen Freundschaftssteg hinweisen.
Wieso der Name Freundschaftssteg?
Wir wollten den Vorwärts-Verlag würdigen. In dem Gebäude beim Steg wurde zwar die Arbeiterzeitung gedruckt, aber es geht dabei nicht nur um den sozialdemokratischen Gedanken, sondern um die Geschichte Österreichs. Das Verlagsgebäude ist architektonisch großartig und der Name Freundschaftssteg hätte eine schöne Doppelbedeutung, weil er auch auf die Freundschaft zwischen 5. und 6. Bezirk hinweist.
Die Grünen in Mariahilf haben den Antrag abgelehnt mit der Begründung, er sollte nach einer Frau benannt werden.
Ich verstehe sehr gut, dass neue Orte und Plätze nach Frauen benannt werden sollen, aber hier geht es ganz klar darum, ein Haus mit einer wirklichen historischen Bedeutung hervorzuheben. Das sollte nicht nur für jeden politischen Menschen nachvollziehbar sein, sondern auch für Leute, die architektonisch wertvolle Gebäude zu schätzen wissen. Der Name Freundschaftssteg war ein guter, intellektueller Vorschlag.
Der Antrag auf den Namen Freundschaftssteg wurde im März 2015 in der Bezirksvertretungssitzung in Margareten angenommen, in Mariahilf abgelehnt. Haben auch im 5. Bezirk die Grünen gegen den Vorschlag gestimmt?
Ja, die Grünen im 5. haben den Vorschlag auch abgelehnt, aber auch keinen eigenen Vorschlag gemacht.
Haben Sie damit gerechnet, dass der Name nach eineinhalb Jahren zum zweiten Mal abgelehnt wird?
Ich finde es ehrenwert, dass es die SPÖ Mariahilf zum zweiten Mal probiert hat. Dort sind die Mehrheitsverhältnisse nicht einfach. Mich stört es, dass diese Reminiszenz an das Vorwärts-Gebäude nun lächerlich gemacht wird. Es ist kein Gagname! Aber die Grünen Mariahilf dürften sich nicht allzu sehr den Kopf über die Namensherkunft zerbrochen haben.
Wie sind die Reaktionen an den abgelehnten Antrag von den Grünen Margareten und wie hat Mariahilfs Bezirksvorsteher Markus Rumelhart auf die Absage reagiert?
Mit Markus Rumelhart habe ich mehrfach telefoniert, er ist traurig. Die Grünen im 5. Bezirk haben sich überhaupt nicht zu dem Thema geäußert.
Wie geht es nun weiter?
Dann hat der Steg halt keinen Namen. es wird nicht jedes Plätzchen in Wien einen Namen haben. Jetzt soll einmal Zeit vergehen und die Sache nicht so aufgebauscht werden - das ist nur schade um die Zeit!
Kann die Gemeinde Wien nicht ein Machtwort sprechen und einen Namen bestimmen?
Nein, das kann sie nicht. Für eine Benennung braucht es einen Gemeinderatsbeschluss, dem ein gemeinsamer Vorschlag aus beiden Bezirken zugrunde liegt. Solange es den nicht gibt, kann die Gemeinde auch keinen Namen beschließen. Dann bleibt der Steg eben namenlos!
Welche Lösung wünschen Sie sich?
Ich hätte auch mit einem Vorwärtssteg gut leben können. Aber das wäre doch zu politisch und Freundschaftssteg ist eleganter, auch hinsichtlich, dass die Brücke den 5. mit dem 6. Bezirk verbindet. Der Name Freundschaftssteg ist angekommen, die Leute sagen eh Freundschaftssteg. Ich glaube, die normative Kraft des Faktischen setzt sich durch - das würde mir auch gefallen!
Zur Sache
Die Bogenbrücke ist 22 Meter lang, fünf Meter breit und barrierefrei zugänglich. Sie befindet sich nahe dem Vorwärts-Gebäude. In dem denkmalgeschützten Haus auf der Rechten Wienzeile 97 befand sich von 1910 bis 1986 der Vorwärts-Verlag, der Parteiverlag der österreichischen Sozialdemokratie. Hier wurde auch die Arbeiterzeitung gedruckt.
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