Familienbetrieb Braugasthof Schmidt in Neustift erzählt große Geschichte
Vor mehr als 100 Jahren erwarb der Urgroßvater von Andreas Schmidt das ehemalige Zollhaus. Heute ist es mit 28 Mitarbeitern die größte Gaststätte im Bezirk Oberwart.
NEUSTIFT AN DER LAFNITZ (kv). Die Arkade des Grenzgasthauses steht auf steirischem Boden, der restliche Teil im Burgenland. Das ist nur eine der vielen Besonderheiten der Gaststätte, die Wirt Andreas Schmidt im Jahr 1999 um eine Brauerei und 2004 um eine Whiskey-Produktion erweitert hat.
Den Krieg überdauert
Noch im 19. Jahrhundert begann die Geschichte des Traditionshauses mit dem Urgroßvater Josef Schmidt senior. Kurz nach dem Krieg hat es Großvater Josef Schmidt um eine Bäckerei erweitert, die bis ins Jahr 1973 bestand hatte. "Irgendwann wurde es mir zuviel und ich konzentrierte mich auf das Gasthaus. Es war mir wichtig, meinem Sohn einen gutgehenden Betrieb weitergeben zu können", so Josef.
Vierte Generation
Josefs Sohn führte den Betrieb weiter, sein Herz hing aber auch an anderen Projekten in Wien. "Mein Vater hat dort einige Lokale geführt mit insgesamt 150 Mitarbeitern." Daher ging das Familienunternehmen bereits 1997 an den Enkel Andreas Schmidt über.
Hauseigenes Bier
"Der alte Festsaal hatte keine Funktion mehr und so kam ich auf die Idee, diesen Raum in eine Brauerei umzubauen", erzählt Andreas Schmidt. So entstand 1999 das Rabenbräu, das drei Geschmacksrichtungen herstellt: ein helles Vollbier, ein bernsteinfarbenes Vollbier und ein helles Spezialbier. Untersützt wird der Hausherr dabei von einem deutschen Braumeister. Das Investitionsvolumen lag damals bei 22 Mio. Schilling.
Hält Andreas Schmidt kurioserweise auch zwei Raben als Haustiere, so kommt der Name aber vom zum Brauen verwendeten Wasser, das aus dem nahegelegenen Rabenbrunnen stammt.
Whiskey aus Österreich
Auf seinen zahlreichen Schottlandreisen entdeckte Andreas Schmidt auch seine Liebe zum Whiskey. "Die Rohstoffe von Bier und Whiskey sind ähnlich, da lag es einfach nahe, mich auch in der hohen Kunst der Whiskeyherstellung zu versuchen", so Schmidt. Das A und O ist hier jedoch die Lagerung, für die er ausschließlich gebrauchte Fässer verwendet. "Am besten eignen sich amerikanische oder spanische Eichenfässer aufgrund der dortigen Wetterverhältnisse. Heimische Eiche ist einfach zu dicht und enthält zu viele Gerbstoffeinschlüsse."
Viel Geduld
Neben der Lagerung ist es auch die Zeit entscheidend, die der Whiskey für die perfekte Reife braucht. Sechs bis zehn Jahre muss man sich gedulden, ehe man die Früchte seiner Arbeit genießen kann.
Leben und Arbeiten an einem Ort
Im eigenen Unternehmen auch zu leben spart in erster Linie viel Zeit, da man wohl den kürzesten Arbeitsweg hat, den es gibt. "Aber wo die Arbeit aufhört und meine Freizeit anfängt, das kann ich einfach nicht sagen. Ich bin im Gasthaus aufgewachsen und kenne es auch nicht anders", so Schmidt. Die Übernahme und Weiterführung des Betriebes stand nie in Frage, auch die Ausbildung wurde darauf ausgelegt und besuchte Andreas die Hotelfachschule in Bad Gleichenberg. "Auch meine 14-jährige Tochter folgt diesem Weg. Mein Sohn hat andere Ambitionen und möchte Anwalt werden."
Gastwirt oder Tierarzt
Andreas Schmidt hat den Familienbetrieb übernommen, weil er es wollte. Er hat neben der Gründung der Brauerei und Brennerei alles modernisiert und auf Computer umgestellt. Die ganze Familie arbeitet im Gasthaus mit und auch die 28 Angestellten gehören mit zur Familie. "Wir haben 400 Sitzplätze, einen riesigen Veranstaltungssaal, 37 Betten und besitzen ein Hirschgatter mit rund 200 Hirschen."
Neben seiner Leidenschaft für die Gastronomie ist Andreas Schmidt auch ein echter Tierflüsterer. "Mehr als einmal habe ich verletzten Tieren geholfen und ich werde daher auch oft um Hilfe gebeten." Mit diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass er neben Hunden auch zwei Raben zuhause hält. Was überrascht ist, dass die beiden Tiere mehr quasseln als Papageien - Ja, die Raben können sprechen.
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