Meine Mama lernt Deutsch!

Viele Kulturen – eine neue Sprache: | Foto: BB/privat

Zehn Frauen aus fünf Nationen kommen seit zwei Wochen in der Volksschule Radstadt zusammen, um dort gemeinsam Deutsch zu lernen. Auf Initiative von LAbg. Ingrid Riezler (SPÖ) konnte das Integrationsprojekt „Mama lernt Deutsch“ erfolgreich anlaufen.
RADSTADT (jb). Da sitzen sie nun in Kleingruppen zusammen, zehn Frauen aus der Türkei, Bosnien, dem Kosovo, Philippinen und Kroatien, verschieden lange in Österreich und mit unterschiedlich guten Deutschkenntnissen. Doch sie haben zwei Dinge gemein, alle sind sie Mütter und willig sich aufzuraffen, die Sprache des Landes, in dem manche bereits seit sechs Jahren leben, zu lernen. Unter dem Titel „Mama lernt Deutsch“, ein Integrationsprojekt nach Vorbildern aus der Stadt Salzburg, kommen sie mit „Lehrerin“ Veronika Klinger zweimal pro Woche zusammen und lernen Deutsch für den Alltagsgebrauch. „Mir ist wichtig, dass nicht immer nur gejammert wird, dass Migrantinnen kein Deutsch können, sondern dass auch ein Angebot geschaffen wird, um den zugewanderten Menschen die Chance zu geben, Deutsch zu lernen. Nach dem Motto ‚fördern und fordern‘“, betont LAbg. Ingrid Riezler, auf deren Initiative das Projekt in Radstadt starten konnte: „In Radstadt haben wir aufgrund des Tourismus und des Gewerbes einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Wir müssen die Meinung ablegen, solche Kurse seien nur in Ballungszentren wichtig, daher war ich umso erfreuter, als dem Antrag auf dieses Projekt in der Gemeinde einstimmig zugestimmt wurde.“ Die Gemeinde Radstadt unterstützt den Kurs, dessen Angebot über die Volkshochschule, mit Unterstützung der Direktion der VS läuft, mit 2.400 Euro, den Lehrbüchern und einem Kinderbetreuungsangebot während der Kurszeiten. Die Teilnehmerinnen selbst zahlen nur einen Euro je Übungseinheit!

Warum richtet sich der Kurs konkret an Mütter?
Wie Kursleiterin Veronika Klinger weiß, sind Mütter in einer Lage, die es für sie besonders schwierig macht, Deutsch zu lernen: „Die Frauen sind bei den kleinen Kindern zu Hause, gehen nicht arbeiten und haben daher nicht besonders viel Kontakt zu Leuten deren Muttersprache deutsch ist.“ Die Kursbesucherinnen bestätigen dies im Gespräch: „Mein Mann kann gut Deutsch sprechen, weil er es in der Arbeit gelernt hat und auch meine Kinder haben gute Deutschkenntnisse. Unsere Männer sprechen alle viel besser als wir“, erzählt z.B. eine bosnische Kursteilnehmerin, bereits einige Jahre in Radstadt zu Hause.
Viele der Teilnehmerinnen, die zwischen ein und sechs Jahre hier leben, berichten über ihre problematischen Erfahrungen bei der Hausaufgabenbewältigung mit ihren Kindern, Arztbesuchen mit Verständigungsproblemen und dergleichen – damit soll jetzt Schluss sein!

Sich im Alltag zurechtfinden
Kursleiterin Klinger setzt auf die Lernmethode „gemeinsam aber individuell“: „Natürlich bringen alle Mütter einen unterschiedlichen Deutsch-Grundstock mit in den Kurs. Das erleichtert aber das gemeinsame Arbeiten, denn die Mütter korrigieren sich untereinander und lernen damit voneinander“, so die erfahrene Deutsch als Fremdsprache Lehrerin, „ein Lehrbuch ‚Deutsch für Ausländer‘ gibt es nicht, jeder braucht etwas anderes. In diesem Kurs geht es grundsätzlich um die Alltagssprache und um das Vermögen, sich in bestimmten Situationen wie bei Arztbesuchen oder im Supermarkt auf die eigenen sprachlichen Kenntnisse verlassen zu können, um nicht das eigene Kind als Dolmetscher einsetzen zu müssen“ – das sieht auch Radstadts Oberhaupt Bürgermeister Josef Tagwercher (ÖVP) so: „Oft gibt es Verständigungsprobleme, wenn Frauen mit Migrationshintergrund zu mir ins Gemeindeamt kommen, nicht zuletzt deshalb haben wir im Sozialausschuss die Notwendigkeit dieses Projektes erkannt“, äußert sich Tagwercher zum Thema Sprache und Integration: „Wenn wir mit allen Gemeindebürgern ordentlich kommunizieren wollen, ist es vorrangig wichtig, dass wir alle dieselbe Sprache sprechen.“ Ziel muss es nun nach LAbg. Riezler und Bürgermeister Tagwercher sein, dieses Projekt in vielen Gemeinden zu integrieren, denn die Sprache lernt man am besten zu Hause.

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