Beim Rennprofi auf dem Schleudersitz
Wie fühlt man sich bei Vollgas im Rennauto? Redakteurin Marie Schulz hat es selbst auf dem Salzburgring getestet.
PLAINFELD (mas). Es ist heiß und stickig. Der angenehme Geruch von Benzin und Reifengummi steigt mir in die Nase. Mir bleibt kurz die Luft weg, als ich in der ersten Schikane in den engen Schalensitz gedrückt werde. Adrenalin schießt durch meine Adern, ich muss mein Juchzen unterdrücken – das hier macht Spaß!
Ich sitze am Beifahrersitz des Rennprofis Georg Steffny, der mir im Rahmen des Histo-Cups zeigt, wie man sich in einem Rennauto fühlt. Und nach erstem Angstschweiß muss ich sagen – sehr gut.
TCR-International-Premiere
Neben der altbekannten Serie ist heuer erstmals auch die neue TCR International Series am Salzburgring an den Start gegangen. Hier treten modernste Rennwagen gegeneinander an, die sich – im Gegensatz zur WTCC – auch Privatteams wieder leisten können. Georg Steffny begrüßt die Zusammenführung der beiden Veranstaltungen. "Beinahe hätte ich die Chance bekommen, in einem TCR Auto als Gaststarter anzutreten", erzählt er. Allerdings sind diese Pläne in letzter Sekunde doch noch durchkreuzt worden.
Damit, dass auf der Strecke sogar der Mageninhalt Tango tanzt, hätte ich allerdings nicht gerechnet. Beim Einsteigen in den gut 200 PS starken BMW lächelt mich mein "Chauffeur" durch seinen Helm hindurch an und ich sage lässig, dass ich total angstfrei sei. "Tu einfach so, als wäre ich nicht da." Im gleichen Moment bereuee ich meine Aussage, weil der Respekt vor dem Ritt – zwei Runden auf dem Salzburgring mit voller Geschwindigkeit – doch größer ist.
Immer wieder ans Limit – und teilweise darüber hinaus – geht Georg Steffny, der den Rennsport bisher ausschließlich als Hobby betreibt. "Wenn alles gut geht gehe ich dieses Jahr bei acht Renn-Wochenenden im Histo Cup an den Start", sagt der 27-jährige Lokalmatador. "Das frisst sozusagen die gesamte Freizeit auf."
Belustigte Blicke der Profis
Mit vollem Karacho und quietschenden Reifen geht es auf der Strecke in die Nocksteinkehre. War die erste Runde noch etwas zaghafter, merke ich jetzt, dass sich der Mageninhalt verlagert. Dennoch bin ich glücklich. Mit leicht schlotternden Knien steige ich in der Boxengasse aus dem Auto. Mein Dauergrinsen kann ich nicht verbergen – und ernte dafür belustigte Blicke von den Rennprofis, bevor ich mich erneut unter die zahlreichen Zuschauer mische.
"Viele der Besucher kennen die TCR International noch nicht", erzählt Histo-Cup-Organisator Michael Steffny. Im Rahmen seiner Serie könne man die modernen Tourenwagen bekannter machen. Bei den Fans gehen hier die Meinungen auseinander. "Wir sind wegen der alten Autos hier – das ist spannender", höre ich auf der Tribühne. Andere wiederum freuen sich über die zusätzlichen Rennen: "Wir sind gerne hier. Ob alt oder neu – beides hat seinen Reiz", erzählen zwei Motorsport-Fans.
Auch im Freien ist es heiß und stickig. Den angenehmen Geruch von Benzin und Reifengummi habe ich noch immer in der Nase. Ich beobachte noch ein Rennen der "BMW 325 Challenge" und denke mir: Eigentlich würde ich sofort wieder in so ein Auto einsteigen.
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