Platz für sanfte Mobilität, Mountainbike-Abfahrt und vielleicht einmal Schafe
Gaisberg-Koordinator Winfried Herbst im Stadtblatt-Interview über den Hausberg der Salzburger
Herr Herbst, Sie sind seit 15 Jahren Gaisberg-Beauftragter: Überrascht Sie der Hausberg der Salzburger nach so langer Zeit immer noch mit neuen Charakterzügen?
WINFRIED HERBST: Er ist bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Jahreszeit anders. Deshalb: Ja, er verblüfft mich immer noch und wir müssen froh sein, dass wir so etwas im Stadtgebiet haben.
Sie wollen das Gaisberg-Plateau "entrümpeln": Was genau haben Sie vor?
WINFRIED HERBST: Das Plateau wurde in den vergangenen Jahren zum Gutteil bereits entrümpelt. Wir haben die ausufernden Parkflächen zurückgebaut, die Blitzmess-Station in eine einigermaßen verträgliche Form gebracht. Wir haben die Landschaft entwaldet und entbuscht. Unser Bestreben geht dahin, die funktionierende Landschaft mit einem Mosaik aus Wiesen und Waldflächen zu erhalten. Wir haben den Steg vor eineinhalb Jahren umgebaut, mit einer Plattform und einem Glasgeländer ergänzt, sodass etwa auch Menschen im Rollstuhl den schönen Blick auf die Altstadt genießen können.
Was kommt als nächstes?
WINFRIED HERBST: Obwohl man es nicht darf, sind viele Mountainbiker vor allem bergab über landwirtschaftlich genutzte Flächen unterwegs – das stört natürlich das gute Einvernehmen mit Grundbesitzern. Auf den Wanderwegen gibt es ebenfalls Konflikte zwischen abwärts fahrenden Mountainbikern und aufwärts gehenden Wanderern. Das wollen wir gerne entschärfen, indem wir eine eigene Abfahrt für Mountainbiker einrichten. Das Einvernehmen mit den Grundbesitzern ist vorhanden, jetzt suchen wir noch Sponsoren. Und: Wir versuchen jemanden zu gewinnen, der dort oben seine Schafe weiden lässt. Das würde den Berg auch authentischer machen, aber das ist nicht so leicht – auch wegen der vielen Hunde, die mit den Gaisberg-Besuchern mitkommen.
Der Verkehr auf den Berg ist und bleibt das Sorgenkind. Wird sich das jemals ändern?
WINFRIED HERBST: Das ist zu hoffen. Mit dem neu eingerichteten E-Bike-Weg – da gibt es zum Beispiel eine Ladestation bei der Zistel – z.B. haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Damit haben jene, die nicht mehr so mobil sind, selber raufzuradeln oder raufzugehen, die Möglichkeit, neben dem Bus ein sanftes Verkehrsmittel zu nutzen. Die Vernunft muss von dort kommen, wo sie genutzt wird: Man kann mit dem Bus oder dem E-Bike fahren und man sollte das auch tun.
Wenn Sie einen Wunsch an die Gaisberg-Besucher frei hätten, was wäre das für einer?
WINFRIED HERBST: Ich würde mir mehr gutes Miteinander von Grundbesitzern und Freizeitverbringenden wünschen. Manche müssen hier noch mehr Bewusstsein dafür entwickeln, was man darf und was nicht. Wir müssen weiß Gott wie oft Wanderwege und Wiesenflächen reinigen, weil Menschen ihren Müll einfach wegwerfen, und das stört das Miteinander.
ZUR SACHE
Im Rahmen des Stadtdialogs "Unser Grün" lädt die Stadt Salzburg am Donnerstag, 2. Juli von 13 bis 17 Uhr zum Gipfelgespräch über die Zukunft des Gaisbergs in das Resaturant Zistelalm. Es diskutieren: Historiker Clemens M. Hutter, Naturschutzbund-Obmann Hans Kutil und Gaisberg-Koordinator Winfried Herbst. Eintritt frei.
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