Bei den Pendlern überwiegt die Erleichterung

Agnes Balogh
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SALZBURG (lg/pl). Nachdem sich die Lage am Salzburger Hauptbahnhof gestern am späten Nachmittag zugespitzt hat und eine Einstellung des Bahnverkehrs drohte, hat sich die Situation heute morgen etwas entspannt. Ein Sonderzug gestern Abend brachte rund 350 Flüchtlinge weiter nach Linz, weil dort in den Notquartieren noch Kapazitäten frei waren.

Weniger Bahnkunden

Die Pendler, die tagtäglich von Salzburg weiter nach Deutschland oder umgekehrt fahren, hoffen nun, dass es zu keiner Sperre des Bahnverkehrs kommt. Das Stadtblatt begleitete heute Freitag die S-Bahn-Garnitur um 08.03 Uhr vom Salzburger Hauptbahnhof bis nach Freilassing und hat sich unter den Bahnreisenden umgehört. Entgegen der Erwartungen präsentierte sich die S-Bahn eher spärlich besetzt. "Normalerweise wären es mehr, aber der Railjet aus Wien hatte Verspätung und daher fallen diese Zuginsassen nun aus. Zu lange warten können wir aber nicht, weil uns die Pünktlichkeit der Züge sehr wichtig ist", erklärt Zugbegleiter Alfred Depauly.

"Meine Eltern brachten mich zur Schule nach Freilassing"

Unter den Zuginsassen sind auch die beiden Schüler Felix und Gloria, die in Freilassing die Montessori-Schule besuchen. "Ich bin sehr froh, dass die Züge jetzt wieder fahren, vor allem meine Eltern sind glaube ich auch froh, weil die haben mich immer in die Schule gebracht, als keine Züge fuhren", erzählt Gloria. Felix ist in dieser Zeit auf den Bus umgestiegen: "Da habe ich beim Europark immer umsteigen müssen, der Weg in die Schule hat da viel länger gedauert." Fahrgast David Gründl arbeitet in Freilassing und pendelt täglich auf dieser Strecke hin und her. "Ehrlich gesagt bin ich mehr als erleichtert, dass die Zugverbindung wieder aufrecht ist. Während der Sperre bin ich meist mit dem PKW oder auch mit dem Taxi gefahren, inklusive Wartezeiten an der Grenze." Sportlich im wahrsten Sinn des Wortes nahm es Milena Hrabez, die ebenso in der S-Bahn Richtung Freilassing sitzt: "Ich bin während des eingeschränkten Bahnverkehrs auf das Fahrrad umgestiegen. Aber jetzt wo der Winter naht, wäre das keine gute Alternative", erzählt die gebürtige Tschechin, die vor 30 Jahren nach Österreich gekommen ist und fügt hinzu: "Ich weiß was es bedeutet das eigene Land zu verlassen. Ich glaube die Flüchtlinge sind primär froh, dass sie nicht mehr Angst haben müssen, von einer Bombe getroffen zu werden."

"Zeitverlust? Bis zu vier Stunden am Tag"

Auf der Rückfahrt in Richtung Salzburg um 08.24 Uhr zeigt sich ein ähnliches Bild: auch in Freilassing steigen wenig Fahrgäste zu, um nach Salzburg zu kommen. Einer der wenigen ist Valentin Hinterstoisser, der in Freilassing lebt und in Salzburg Kommunikationswissenschaft studiert. "Ich bin eigentlich auf die S-Bahn angewiesen, da ich kein eigenes Auto habe. Zum Glück konnte ich mit meiner Mutter öfter mitfahren, aber auf der Uni habe ich doch recht unterschiedliche Zeiten was Lehrveranstaltungen betrifft, das war dann zeitlich schwierig. Ich hoffe, dass es nicht erneut zu einer Einstellung des Zugbetriebs kommt", so der Student. Ähnlich sieht es Daniel Kenner, der berufsbedingt von Montag bis Freitag nach Salzburg in seine Arbeitsstätte fährt. Die Zeit des eingestellten Bahnverkehrs war für ihn mit "einigem Aufwand verbunden. Für die Strecke, für die ich pro Tag normalerweise 30 Minuten hin und retour brauche, habe ich teilweise drei bis vier Stunden benötigt. Meist bin ich mit der Buslinie 24 gefahren und dann in Salzburg noch in eine S-Bahn umgestiegen. Durch die Wartezeiten an der Grenze war der Zeitverlust doch sehr hoch. Zudem wurden in den Bussen auch Ausweiskontrollen durchgeführt, das kostet alles Zeit. Jetzt bin ich ehrlich froh, dass die Züge wieder regelmäßig fahren", erzählt Kenner.

ÖBB bietet 14 Züge täglich nach Freilassing

Die positive Resonanz der Pendler bestätigt auch Zugbegleiter Depauly. "Natürlich sind manche verärgert gewesen, dass bis vor letzter Woche die Verbindung nach Freilassing abgebrochen war, aber umso erleichterter sind viele jetzt, dass sie wieder per Zug in sieben Minuten von Salzburg in Freilassing sind. Wobei man schon sagen muss, dass wir speziell im Fernverkehr viele Gäste an den Flugverkehr verloren haben. Die zurückzugewinnen wird schwierig. Gott sei Dank ist die Tendenz aber steigend, in der ersten Woche hatten wir nur rund 800 Bahnkunden am Tag, mittlerweile sind es 2.000 Fahrgäste am Tag", so Depauly. Aktuell bieten die ÖBB 14 Züge nach Freilassing. "In der ersten Woche als wir den Bahnverkehr wieder aufgenommen haben, also vom achten Oktober bis zum 14. Oktober, wurden beim Sonderverkehr zwischen Salzburg und Freilassing rund 11.000 Menschen transportiert", ergänzt ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel. Einen Videobeitrag dazu sehen Sie hier:

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