„Habt‘s mi gern am Tag des Herrn“ – Debatte um Sonntagsöffnung in Bad Ischl
An drei Sonntagen im Sommer bleiben Geschäfte in Bad Ischl geöffnet: Heftige Wortgefechte zwischen Gewerkschaft und Politik. "Allianz für freien Sonntag" gegen durchgängige Sonntagsöffnung wie in St. Wolfgang und Hallstatt.
BAD ISCHL. Die „Bezirkshauptstadt“ im südlichen Salzkammergut steht aktuell doppelt im Fokus: Nicht nur die Landesgartenschau zieht alle Aufmerksamkeit auf Bad Ischl – auch Sozialpartner und Politik liefern sich derzeit ein „kaiserliches Duell“. Streitthema ist die Sonntagsöffnung von Bad Ischler Innenstadtgeschäften im heurigen Sommer.
Am 21. Juni (Landesmostfest), 16. August (Kaiserfest) und 30. August (Blumencorso der Gartenschau) beantragte die Stadt Bad Ischl eine Sonntagsöffnungs-Sondergenehmigung. Auf Ersuchen der innerstädtischen Unternehmerschaft wandte sich Bürgermeister Hannes Heide im Februar an das Land OÖ, das die Genehmigungen erteilt. Als rund um den 1. Mai öffentlich wurde, dass die Sonntagsöffnung an den drei Tagen durchgewunken wurde, gingen die Wogen hoch: „An die Beschäftigten und ihre Familien denkt offenbar niemand, das ist an Abgehobenheit kaum zu überbieten“, hieß es in einer Aussendung der Gewerkschaft. Und weiter: „Der Landeshauptmann hat entschieden, dass an drei Sonntagen in Bad Ischl die Sonntagsruhe per Verordnung geopfert wird“, so GPA-djp-Regionalgeschäftsführer Andreas Stangl.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Die SPÖ startet eine Schmutzkübelkampagne 144 Tage vor der Landtagswahl. Eine Unterschriftenaktion zu arbeitsfreiem Sonntag ist reine Wahlkampf-Polemik und die Falschdarstellung von Tatsachen“, schimpfte ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer via Presseaussendung zurück.
Doch das wirkliche Polit-Match dürfte sich nicht um die drei Ischler Sonntage, sondern um eine breitere Regelung in mehreren OÖ-Gemeinden drehen. Demnach war auf Wunsch der Regionen und der lokalen Wirtschaftskammern geplant, in Tourismusorten wie Bad Ischl, Hinterstoder, Mondsee, Spital am Pyhrn, Gosau und Windischgarsten eine durchgängige Sonntags-Sondergenehmigung durchzusetzen. Eine solche gibt es etwa schon in Hallstatt oder St. Wolfgang. Die Geschäfte könnten dann Sonntags zwischen Mai und September und zwischen Dezember und Ostern von 8 bis 18 Uhr offen halten.
„Ich habe nichts gegen Ischler Traditionen, wie den 8. Dezember oder vereinzelte Ausnahmen im Rahmen der Gartenschau“, so Pfarrer Christian Öhler. Vehement lehnt der Geistliche, der gleichzeitig auch Sprecher der Initiative für einen freien Sonntag ist, aber eine erweiterte Sonntagsöffnung in den Tourismusorten ab. „Die Wirtschaft sucht nur nach Profitmaximierung, weswegen wir die generelle Sonntagsöffnung ablehnen. Da sind wir strikt dagegen“, so Öhler.
FPÖ: "Das ist moderne Sklaverei"
Harte Worte findet auch die städtische FPÖ für eine mögliche Sonntagsöffnung: „Das ist familienpolitisch eine Katastrophe“, sagt Freiheitlichen-Chef Anton Fuchs. Nachsatz: „Die Arbeitsbedingungen im Handel grenzen schon an moderne Sklaverei.“
Ablehnend in Richtung genereller Sonntagsöffnung äußert sich auch der Ischler Bürgermeister. Und das, obwohl Ischl die drei Sonntagsausnahmen haben wollte: „Eine generelle Öffnung will niemand – aber Ausnahmen für Großveranstaltungen, wie etwa bei der Gartenschau, sollten möglich sein“, so Stadtchef Hannes Heide (SPÖ).
Auch von Seiten der heimischen Wirtschaft hält man von einer generellen Sonntagsliberalisierung wenig: „Wir sind gegen eine generelle Sonntagsöffnung. Trotzdem ist bei Ereignissen wie dem Kaiserbummel oder dem Blumencorso der Landesgartenschau wichtig, dass eine Öffnungsmöglichkeit in den touristischen Zentren gegeben ist“, so WKO-Chef Robert Oberfrank. „Ein Kompromiss wäre, wenn alle touristischen A-Gemeinden an vier bis sechs Sonntagen pro Jahr offen halten könnten“, meint Oberfrank.
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