Biomasseheizwerk in Bad Ischl
Wunsch nach Alternative zu Gas, aber nicht in Naherholungsgebiet

Ein Biomassekraftwerk im Ischler Ortsteil Reiterndorf war Gesprächsthema im vergangenen Gemeinderat. | Foto: zigmunds/PantherMedia (Symbolfoto)
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Weg vom Gas und Alternativen suchen – gerade in der heutigen Zeit ein wichtiges Thema. Im Ischler Gemeinderat wurde am 23. April über ein Mögliches Biomasseheizwerk diskutiert. Dem geplanten Standort erteilte man allerdigs eine Absage.

BAD ISCHL. Konkret wäre es um die Einleitung eines Stellungnahmeverfahrens gegangen. So hätte eine Änderung des Flächenwidmungsplanes für ein Grundstück in den Sulzbachfeldern, neben der B145 und am Fuße des Siriuskogls, möglich werden sollen. Warum hier im Konjunktiv II geschrieben wird? Weil sich keine Mehrheit für die aktuellen Pläne gefunden hat.

Hochmodernes Biomasseheizwerk geplant

Wie die Energie AG auf Anfrage der BezirksRundSchau bestätigt, erstellt man gerade eine Studie, um eine Fernwärmeversorgung in Bad Ischl zu ermöglichen: "Geplant wird ein hochmodernes Biomasseheizwerk mit zwei Biomassekesselanlagen mit in Summe sieben MW (rund 20 GWh/a Wärmelieferung). Zur Effizienzsteigerung ist eine Absorptionswärmepumpe und Rauchgaskondensation vorgesehen", erklärt Sabine Schmidt von der Energie AG. Derzeit evaluiere man mehrere Standorte, die sich für eine Versorgung des Ischler Stadtzentrums mit nachhaltiger Wärme eignen.

Josef Loidl: "Zeit für solche Großprojekten ist vorbei"

Doch zurück zur Sitzung: Dort wurde das Thema sehr emotional diskutiert. "Ich immer großer Befürworter von Bioheizkraftwerken gewesen. Das war ja schon vor 20 Jahren ein Thema", so "Zukunft Ischl"-Gemeinderat Johannes Kogler. Zum vorliegenden Plan: "Aber das ist der falsche Standort, der falsche Betreiber und der falscher Lieferant. Ich habe das durchgerechnet: Für das geplante Vorhaben würden jährlich 700 Lkw mit Hackschnitzeln benötigt werden, die alle quer durchs Salzkammergut anreisen müssten. Für mich ist das eine große Hauruck-Aktion." Auch Josef Loidl (FP) ist mit dem aktuellen Konzept nicht einverstanden: "Die Zeit für solche Großprojekte ist vorbei, das wäre vor 20 Jahren gewesen. Das Ziel sollten kleine Werke sein. Ein solches Werk im Naherholungsgebiet Sulzbach und Siriuskogl geht meiner Meinung nach gar nicht. Wie können da die Grünen, die normalerweise jeden Baum umarmen und retten wollen, dafür sein?"
Grünen-Stadtrat Martin Schott ist sich sicher: "Es ist unsere Aufgabe Lösungen zu finden. Wären die kleinen Heizkraftanlagen die große Lösung, dann gäbe es sie schon in größerer Anzahl. Aber natürlich sind noch ein paar Punkte zu klären."
Weil letztlich nur ein Teil der Liste "Zukunft Ischl" und ein Teil der Grünen für die Einleitung des Stellungnahmeverfahrens stimmte, wurde der Antrag abgelehnt.

Ines Schiller: "Sehe das als Auftrag!"

Bürgermeisterin Ines Schiller. | Foto: Foto Hofer
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Nach der Abstimmung sprach Bürgermeisterin Ines Schiller (SP) das aus, was sich viele zu denken schienen: "Es war eine schwere Entscheidung. Die Diskussion zeigt aber auch, dass der Wunsch nach einer nachhaltigen Alternive zum Gas sehr groß ist. Ich sehe das als Auftrag, hier nochmal zusammenzukommen und über bessere Lösungen zu diskutieren." ZI-Stadtrat Hannes Bauer war mit der Entscheidung nicht zufrieden: "Hier ist es nur um den Standort gegangen. Durch die Absage haben wir eigentlich keine Alternative. Ich glabe, dass wir hier eine Möglichkeit vertan haben und nun eine Ehrenrunde einlegen."

Energie AG geht auf Bedenken ein

Während im Gemeinderat von 8.000 Quadratmetern, die für das Projekt versiegelt werden würden, die Rede war, wird dies seitens der Energie AG relativiert: "Für das Projekt wird netto eine Fläche von 4.000 bis 5.000 Quadratmetern benötigt, die Dachflächen werden zur weiteren Effizienzsteigerung mit Photovoltaik ausgestattet", so Schmidt. "Im Gegensatz dazu würden mehrere kleineren Anlagen einen deutlich höheren Flächenbedarf erfordern."
Auch die Verlegung der Rohre war im Gemeinderat kritisch gesehen worden, nämlich, dass Straßen, die eben erst wieder fertig geworden sind, neuerlich geöffnet werden müssten. "Die Leitungsverlegungen würden in Abstimmung mit der Stadtgemeinde und in geeigneten Bauabschnitten erfolgen, um die Beeinträchtigungen gering zu halten", lautet das Statement von der Energie AG.

Hocheffizient und hochmodern

"Zu spät" sei es zudem für ein solches Projekt zudem keinesfalls: "Die Zentralisierung zu einem Heizwerk garantiert eine hocheffiziente und hochmoderne Rauchgasreinigung und den bestmöglichen Wirkungsgrad unter Einsatz neuester Technik. Größere Versorgungseinheiten bieten hohe Versorgungssicherheit bei minimalen Emissionen und hoher Kosteneffizienz." Anders, als von Gemeinderat Kogler befürchtet, seien es nicht "mehr als 700 Lkw-Fahrten pro Jahr", sondern nur 400 bis 450. Zudem würden die Rohstoffe aus aus der Region kommen, "die waldreiche Gegend bietet sich an, es gab bereits Gespräche mit regionalen Holzlieferanten - diese werden weiter einbezogen." Und was das fehlende Mitspracherecht, das im Gemeinderat kritisiert wurde, angeht: "Alle Planungen erfolgen in Abstimmung mit der Gemeinde und alle Fraktionen wurden in die bisherigen Planungen eingebunden."

Ein Biomassekraftwerk im Ischler Ortsteil Reiterndorf war Gesprächsthema im vergangenen Gemeinderat. | Foto: zigmunds/PantherMedia (Symbolfoto)
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