Tina Unterberger: Weltmeisterin für eine Stunde
Eine falsche Jury-Entscheidung kostet Tina Unterberger den WM-Titel im Rollenrodel-Einzelbewerb.
GMUNDEN. Am vergangenen Wochenende fanden die ersten Weltmeisterschaften im Rollenrodeln in Gmunden statt. Dort holte sich die Bad Goiserin Tina Unterberger mit Partner Michael Scheikl WM-Gold im Rollenrodel-Doppelsitzer. Auch am Abschlusstag war Unterberger im Damen-Einzel bis zum Schluss im Titelkampf mit dabei. Zwischenzeitlich lag die ASKÖ Gmunden-Athletin nur auf dem zweiten Rang. Weil jedoch bei der Führenden Vanessa Stadler die Zeitnehmung im letzten der drei Wertungsläufe versagt hatte, traf die Renn-Jury eine folgenschwere Entscheidung. Die besten drei Starterinnen mussten noch einen zusätzlichen Wertungslauf bestreiten. Diesen gewann Unterberger deutlich vor Stadler und Götschl und wurde bereits von ihrem Team, den Fans und den Veranstaltern als Weltmeisterin gefeiert. Doch alles kam anders. Ein Protest von Gerhard Kleinhofer, dem Präsidenten des österreichischen Rodelverbandes, führte innerhalb der Jury zu einer neuerlichen Diskussion. Mit dem Ergebnis, dass nur die Zeit von Stadler gewertet wurde, während Unterbergers und Götschls zuletzt gefahrene Zeiten wieder gestrichen wurden. Dadurch fiel die heimische Athletin auf den zweiten Rang zurück. Tina Unterberger war entsprechend enttäuscht: „Da trifft die Jury eine Entscheidung, ich fahre Bestzeit im Wiederholungsdurchgang und gebe bereits Siegerinterviews. Plötzlich kommt Dietmar Herbst und sagt, dass mir der Weltmeistertitel aberkannt und Vanessa Stadler zugesprochen wird. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen.“
„Fehlentscheidung der Jury“
Der Vizepräsident der ISSU, Dietmar Herbst, bedauert den Vorfall zutiefst: „Es war ein Fehler, dass wir Stadler, Unterberger und Götschl den letzten Wertungsdurchgang wiederholen haben lassen. Nur von Vanessa Stadler gab es keine Zeit und daher stand auch nur ihr ein Wiederholungslauf zu.“ Diese Entscheidung sei von der Jury innerhalb weniger Sekunden getroffen worden und wurde erst aufgrund des Protestes genauer hinterfragt. „Natürlich tut es mir für Tina sehr leid. Es gibt nichts Schlimmeres, als den WM-Titel zugesprochen zu bekommen und ihn kurze Zeit später wieder zu verlieren.“ Dass dieser Protest aus den eigenen Reihen kam, hinterlässt einen noch bittereren Beigeschmack. Immerhin standen mit Stadler, Unterberger und Götschl drei Österreicherinnen am Siegertreppchen. Gerhard Kleinhofer handelte auf Ansuchen von Vanessa Stadler, die erst nach dem Wiederholungslauf realisiert hätte, dass der Jury-Entscheid ein falscher gewesen sei. „Es war unglaublich schwer für mich, mit diesem Protest zur Jury zu gehen“, erklärt Kleinhofer, „weil ich als Präsident des Rodelverbandes jeder meiner Athletinnen den Titel gönne. Aber nüchtern betrachtet war die Entscheidung der ISSU eine falsche und daher war ich es Vanessa schuldig.“
ISSU zieht Konsequenzen
Dass dieses sportliche Drama nicht ohne Folgen bleiben kann, ist Dietmar Herbst klar: „Ein solcher Vorfall wurde im Reglement bislang nicht abgedeckt. Das muss nun nachgeholt werden. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und werden künftig eine weitere, unabhängige Zeitnehmung bei solchen Veranstaltungen einsetzen. So etwas darf nicht mehr passieren, vor allem nicht bei einer WM.“
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