Wenn einzig Weglaufen noch einen Sinn macht
Nach Mobbing und Streit wurde alles zu viel: Ausreißerin erzählt im Interview von ihren Erlebnissen.
BRUNNENTHAL (kpr). Tagelang wurde verzweifelt nach ihr gesucht, bis Polizisten sie in Passau aufgriffen. Einige Wochen nach ihrem Ausreißen spricht die 16-jährige Bianca Aumayr aus Brunnenthal erstmals über die Zeit, in der sie einfach alles hinter sich lassen wollte – und warum es bessere Möglichkeiten gibt, als einfach wegzulaufen.
BezirksRundschau: Was war der Anstoß für dich, wegzulaufen?
Bianca Aumayr: Es kam einfach so viel zusammen. Die vergangenen Jahre waren nicht einfach. In der Hauptschule wurde ich gemobbt und beleidigt. Das war der reinste Horror. Ich wusste nie, warum ich so behandelt wurde. Die Arbeit machte mir keinen Spaß. Dann noch ein Streit mit Freunden, und alles ist aus dem Ruder gelaufen. Ich wollte einfach nur weg von allem. Weg aus Schärding.
Wo hast du dich in dieser Zeit aufgehalten?
Ich bin von Taufkirchen nach Passau gefahren und dort bei einem Freund untergekommen. Das war wie eine Erholung für mich. Ich konnte dort alles Schlechte vergessen.
Wie hast du das erste Mal von der Suche nach dir erfahren?
Als ich zwei Tage später das Radio eingeschaltet und meinen Namen gehört habe.
Wie hast du dich gefühlt bei dem Medienrummel um deine Suche?
Ich hab furchtbare Angst bekommen. Ich wusste nicht was passiert, wenn ich nach Hause gehe. Ob sie mich vielleicht zurückweisen. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich manchen Menschen wohl doch wichtig bin und dass sie sich dafür interessieren, wie es mir geht. Gerade die Aktionen auf Facebook haben mir das gezeigt.
Wie bist du schließlich wieder nach Hause gekommen?
Die Polizei hat mich aufgrund eines Hinweises bei dem Freund gefunden. Ich hab richtig gezittert und konnte nicht mehr aufhören zu weinen, als sie mich zur Polizeidirektion Passau gebracht haben. Dort haben mich meine Eltern abgeholt.
Nach dieser Erfahrung, was kannst du jenen weitergeben, die eventuell ähnliche Absichten hegen?
Wegzulaufen ist das Schlimmste, was man tun kann. Es gibt bessere Möglichkeiten Dinge zu verarbeiten, wie beispielsweise miteinander zu reden. Das weiß ich jetzt. Wenn man an dem Punkt anlangt und man denkt, es gibt keinen Ausweg mehr, sollte man an all das Gute im Leben denken und Halt bei der Familie suchen.
Lesen Sie hier über die Suchaktion nach Bianca Aumayr Mitte Mai.
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