Nun kommen die Tiroler graben!
Tiroler Archäologen gehen Vermutungen von Dietmar Simoner nach. Grabungen 2013.
Der Irschner Dietmar Simoner beschäftigt sich schon seit 1999 mit der Geschichte seiner Heimatgemeinde und gewann im Laufe der Jahre Erkenntnisse, die die derzeitige geschichtliche Perspektive im Drautal über den Haufen werfen würde (wir berichteten).
Einige Funde belegen, dass bei Irschen in der Römerzeit, vom Gailberg kommend, eine Straße als wichtige Nordsüdverbindung errichtet wurde. „Neben dem Handel wurde dort aber auch schon vieles gebaut, was bis jetzt nicht erkannt wurde“, sagt Simoner.
Jüngste Funde
Am Burgbichl soll es einen Kontrollpunkt für den Flussübergang gegeben haben. Julius Cäsar selbst dürfte in Irschen bei einem keltischen Fürsten gewesen sein.
Durch die jüngsten Funde, ein kleines Stück Hüttenlehm und ein Steinwerkzeug, vermutet Simoner den Beginn der Besiedlung schon in der Bronzezeit (2.300 bis 800 v. Chr.). Die Funde meldete er der Gemeinde und dem Land. Doch anstatt der Kärntner Landesarchäologen machten sich professionelle Raubgräber ans Werk und suchten an über 50 Stellen nach Zeugen aus der Vergangenheit.
Auf Nachfrage der WOCHE heißt aus dem Landesmuseum: „Es gibt dort viele Spekulationen, aber ich sehe keine Signifikanz für Grabungen“, so Landesarchäologe Franz Glaser. Aus diesem Grund wandte sich Simoner an das Bundesdenkmalamt in Wien. Nach einer Begehung zeigte man sich sehr interessiert und nahm Kontakt mit der Universität Innsbruck auf.
„Mit dem dortigen Archäologen Gerald Grabherr stehe ich schon länger im Kontakt. Er möchte schon nächstes Jahr gemeinsam mit Studenten mit Lehrgrabungen beginnen“, sagt Simoner, der davon überzeugt ist, dass man durch Grabungen fündig wird und dass damit seine Vermutungen bestätigt werden.
„Wenn nichts drinnen wäre, dann hätten die Raubgräber bereits nach zehn Löchern wieder aufgehört“, ist der Drautaler überzeugt.
Unterstützung erhofft
Simoner erhofft sich im Zuge des hochinteressanten Grabungsprojektes auch eine Unterstützung seitens der Kommune. „So etwas wertet ja auch die Gemeinde auf und kann touristisch genutzt werden.“
Leider sind aufgrund der Raubgrabungen möglicherweise schon wichtige Funde verloren gegangen. Simoner hofft, dass die Räuber diese wieder zurückgeben, und bietet dafür sogar einen vierstelligen Geldbetrag.
Zur Sache:
Die jüngsten Funde der Römer sind ein Probierstein und ein Stück Hüttenlehm:
Probierstein: Mit ihm wurde die Reinheit von Edelmetallen, vor allem Gold geprüft bzw. der Goldgehalt bestimmt. Wenn er sich hier findet, passt er zur prähistorischen Handelsstraße ebenso wie zum keltischen Goldfund und der Goldaffäre bei den norischen Tauriskern im 2. Jh. v. Chr. sowie zum römischen Zollhauptbüro in Loncium, hier am Straßenknoten nach Italien. Der Kieselschieferstein wurde in der Gürteltasche getragen. Die Goldreste sind nicht zu erkennen, aber der rote Strich, der von der letzten Silberprüfung stammt.
Hüttenlehm: Er stammt von mit Lehm verschmierten Flechtwerkhütten. Bei einem Brand kam es zur Verziegelung des Lehms, wobei die Flechtwerkruten als Abdruck erhalten blieben.
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