Wenn Vergessen zum Alltag wird
Am 21. September ist Weltalzheimertag. Regine Schäfer hilft betroffenen Familien durch den Alltag.
ST. VEIT, ST. URBAN. "Wenn man die Diagnose Alzheimer bekommt, ist es meistens zu spät. Die Krankheit entwickelt sich über 15 Jahre und macht sich schließlich durch Orientierungslosigkeit bemerkbar, Gesundheit und Körperpflege werden vernachlässigt", sagt Regine Schäfer.
Alzheimer ist nicht heilbar
Sie hat in Deutschland ein Pflegenetz für Demenzerkrankte aufgebaut und ein Pflegekonzept für Patienten und Angehörige erarbeitet. Als ihr Bruder einen Hilferuf sandte, da ihre Mutter Alzheimer hatte, kam sie nach St. Urban und blieb.
Jeder 12. in Österreich erkrankt an Alzheimer, Heilung gibt es keine. Nur 5 % der Fälle sind erblich bedingt. "Alzheimer ist ein Gesellschaftsproblem. Schlechte Ernährung, keine Bewegung, zu wenig Schlaf, viel Stress, können Auslöser sein", weiß Schäfer. Ebenso zu viel Zucker, weshalb man von "Diabetes im Gehirn" spreche.
Einfach sprechen
Der Erkrankte ist unruhig, ablehnend, verängstigt, wütend, will nicht essen, läuft weg oder zieht sich gänzlich in sich zurück. Er lehnt jede Hilfe von außen ab, reagiert uneinsichtig und zuweilen aggressiv. "Mit Alzheimer-Patienten muss man einfach und deutlich sprechen sowie oft Gesagtes wiederholen. Sie brauchen eine Aufgabe. "Sonst macht das Leben für sie keinen Sinn mehr". Auch die Räumlichkeiten müssen passen: "Erkrankte erkennen keine Glasfenster mehr und laufen dagegen. Schränke müssen offen sein, eine Tür wird zur Barriere".
Kostenfreie Beratung
Im Oktober 2014 hat Schäfer eine kostenfreie Beratungsstelle in den Räumen der Evangelikalen Gemeinde St. Veit (Kölnhofallee 6) gegründet. "Das ,Café gestern', wo Erkrankte und Angehörige einen entspannten Nachmittag verleben sollten, war für beide Gruppen zu anstrengend". Daher ist das "Café gestern“ on Tour im Bezirk St. Veit und macht Halt in Altenheimen oder anderen Einrichtungen. "Eine Einrichtung, wo Menschen mit Alzheimer verstanden werden, Hilfe erhalten und Angehörige Entlastung bekommen", will Schäfer noch aufbauen.
Zur Information Alzheimer
Regine Schäfer stammt aus Deutschland und lebt seit sechs Jahren in St. Urban. Die diplomierte Krankenschwester arbeitet seit 15 Jahren mit Alzheimerpatienten. Sie hat das Buch "Demenz. Und plötzlich bin ich ohne Plan" geschrieben. "Dementisch für Anfänger", ein Buch über richtige Kommunikation mit Demenzerkrankten, kommt Ende des Jahres auf den Markt.
Infos: Schäfer bietet kostenfreie Beratung unter 0676/9134790 an. Homepage: www.cafe-gestern.at
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