Familien-Power für den Erhalt eines Kulturjuwels

FRAUENSTEIN (ch). Zwischen Dielach und Kraig findet sich das Anwesen der Familie Hölbling vulgo Buchbauer. 1782 erbaut, wurde auf dem Hof bis vor drei Jahren Viehwirtschaft betrieben. Ludwig Hölbling erzählt: "In der Landwirtschaft hat sich ein Strukturwandel vollzogen. Moderne Bewirtschaftungstechniken haben andere Betriebs­größen und damit größere Wirtschaftsgebäude zur Folge. Unser Stall hatte ausgedient."

Handwerk als Tradition
Der Landwirt diskutierte mit seiner Familie, was mit dem Gebäude passieren sollte. "In unserer Familie hat das Handwerk Tradition," erklärt Hölbling. "Meine drei Söhne haben alle Handwerksberufe. Andreas ist Elektriker, Christian ist Schlosser und Ludwig ist Maurer. Wir beschlossen, den Stall selbst zu renovieren und fortan als Abstellplatz, Werkstatt und Garage zu nutzen."

Schönheit des Stalles
Im Jänner 2013 startete das Familienprojekt, bei dem die ganze Familie mit Tatkraft dabei war. "Bei den Bauarbeiten konnten viele Baudetails wie Säulen aus Kraiger Marmor freigelegt und restauriert werden. Nach und nach zeigte sich die Schönheit der zahlreichen Gewölbe," begeistert sich Hölbling und erzählt weiter: "Es wurde eine Hackschnitzelheizung eingebaut und ein neuer Boden verlegt. Die alten Fenster sind geblieben und wurden außen mit einer Thermoscheibe gedämmt. Begleitet wurde die Restaurierung von meinem Cousin Dieter Wurzer, einem Restaurator und Bildhauer."

Arbeiten und Feiern
Als dann Christine Hölbling die ersten alten Möbelstücke in den Stall stellte, begann sich der ursprüngliche Nutzungsplan zu ändern. "Plötzlich sahen wir, wie schön die Erbstücke in den Raum passten und wir wussten, es wäre schade, wenn der Raum nur als Werkraum und Abstellplatz dienen würde," schmunzelt die Landwirtin und erzählt weiter: "Der Plan eines Saales für Zusammenkünfte ist aus der Eigendynamik entstanden. Der ursprüngliche Raum wurde dann mit einer Mauer abgeteilt. Ein Drittel des Gebäudes wird als Werkstatt genutzt und in den restlichen zwei Dritteln wird jetzt gefeiert."

Ein Stall der begeistert
Der Saal hat sich bereits bewährt. "Wir haben im Herbst zur Jagd geladen und anschließend unsere Jagdgäste erstmals im Stall bewirtet. Das hat alle begeistert", so Ludwig Hölbling und erzählt abschließend: "Im Advent haben wir die Räumlichkeit unentgeltlich für die Adventfeier der Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt. Jeder brachte was mit und es wurde gesungen und gefeiert. Wir freuen uns alle, dass der alte Stall so einen schönen Zweck gefunden hat."

Zur Sache:
Alter des Gebäudes: 234 Jahre
Größe des Gebäudes:
Länge 32 Meter
Beite 16 Meter
Höhe 16 Meter
Dauer der Renovierung: rund 2 Jahre

Zitate:
"Alle Arbeiten, egal welche, wurden von der Familie umgesetzt. Ohne diese Zusammenarbeit wäre das Projekt nicht möglich gewesen."
Ludwig Hölbling

"Ich brauche keinen Schmuck, keine Reisen, kein Geld. Mit unserem Hof habe ich, was ich mir wünsche, jeden Tag."
Christine Hölbling

"Wenn die Substanz passt, kann man alles restaurieren. Es gilt, den Geschichtsbezug zu erhalten."
Dieter Wurzer