Die Lehrlinge in der Gastronomie bleiben aus
Immer weniger Jugendliche treten eine Lehre in der Gastronomie oder im Tourismus an.
BEZIRK ST. VEIT (stp). Sowohl in Gastronomie- als auch in Tourismusbetrieben schwindet die Anzahl der Lehrlinge in den letzten Jahren stetig.
"Es ist nicht jedermanns Sache in dieser Sparte zu arbeiten. Es sind hohe Ansprüche gepaart mit den ungünstigen Arbeitszeiten, welche die Jugendlichen abschrecken", begründet Robert Meisslitzer, Bezirksstellenleiter der WKO in St. Veit. Der Bezirk sei jedoch kein klassischer Tourismusbezirk, daher merke man den Rückgang auch in den reinen Gastronomiebetrieben.
"Liegt nicht am Geld"
Im Hirter Stüberl in St. Veit werden etwa seit fünf Jahren keine Lehrlinge mehr ausgebildet. Geschäftsführer Günther Rumpold begründet: "Es gab ganz wenig Interesse und diejenigen, die eine Lehre machen wollten, hatten nicht den nötigen Biss für diesen Beruf."
An der Entlohnung liege der Rückgang der Gastro-Lehrlinge laut Rumpold aber nicht: "Wenn dir der Beruf keinen Spaß macht, spielt das Geld irgendwann auch keine Rolle mehr. Für diesen Beruf muss man einfach leben, da man sich auch an die ungewöhnlichen Arbeitszeiten halten muss."
Dass die Situation nicht einfach ist, weiß auch Helmut Bang vom Glantalerhof in Liebenfels: "Es interessieren sich wenig dafür. Die Gesellschaft ist heutzutage ja verwöhnt. Niemand will mehr am Wochenende arbeiten, wenn die Kumpels frei haben."
Lehrling vor Abschluss
Dennoch darf sich Bang glücklich schätzen: Denn ein Lehrling beendet heuer seine Ausbildung, im kommenden Jahr beginnt ein neuer. "Da waren auch die Eltern sehr dahinter. Das braucht es oftmals auch", so Bang. Der derzeitige Lehrling wird zudem im nächsten Jahr als Jungkoch übernommen.
Höhere Auflagen
Seit einigen Jahren bildet Josef Bucher vom Metnitztalerhof in Friesach keine Lehrlinge mehr aus. "Ich habe in meinem Leben ca. 40 ausgebildet. Aber die ganzen Auflagen heutzutage sind mir zu viel – das tue ich mir nicht mehr an", erklärt der Inhaber.
Ebenfalls keinen Lehrling gibt es im Gasthof Seiser in Straßburg. "Wir haben keine Anfragen erhalten, aktuell aber auch keinen Bedarf."
Zur Sache: Projekt Glücksstart
Die Wirtschaftskammer (WK) hat gemeinsam mit dem WIFI und dem AMS heuer bereits zum vierten Mal das Projekt „Glücksstart“ initiiert.
Unterteilt ist das ‚Glücksstart‘-Programm in drei Module und dauert fünf Wochen: Im Basiskurs lernen die künftigen Lehrlinge das ‚touristische Einmaleins‘. Die Schwerpunkte liegen auf den Bereichen Service, Küche sowie Hotel- und Gastgewerbeassistenz.
Danach geht es in die Praxis. Die Jugendlichen dürfen dann eine Woche lang in einem Betrieb mitarbeiten, der nach Projektende zu ihrem Lehrbetrieb werden könnte.
Zum Abschluss findet noch ein Gespräch mit dem Unternehmer statt, in dem er über die Fortschritte des Jugendlichen informiert wird.
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