Das langlebige Holz der Zirbe

"Zirbenskelett" | Foto: K. Herzer

STUBAI/WIPPTAL. Eine Jahrhunderte alte Zirbe ist wie Monument. Mehrstämmig, lange zottige Flechten in den Ästen, goldgelb gestockte Harzbäche fließen die alte Rinde herab, vielleicht schon mehrere Male vom Blitz gestreift, umgreifen ihre mächtigen Wurzeln den Fels. Unweigerlich fragt man sich, was dieser Baum wohl erzählen könnte, bedenkt man, dass er an die 1000 Jahre alt sein könnte. Seine Vorfahren sind während der letzten Eiszeit aus Sibirien in die Alpen eingewandert und haben sich in Höhen von bis über 2.000 Metern etabliert. Hier sind sie Wetterextremen, Wind und im Winter vor allem Kälte ausgesetzt. Seine Frosthärte hat der Baum aus seiner alten Heimat mitgebracht. Er kann einer Kälte von bis zu minus 40 Grad standhalten, Hitze verträgt er dagegen nicht sehr gut. Der Extremsiedler wächst nur sehr langsam. Im zehnten Jahr ist er noch relativ klein, erst mit etwa 50 Jahren treibt er erste Blüten und kann für Nachkommen sorgen - und das dann nur alle vier bis acht Jahre. Für seine Verbreitung ist der Baum eine Lebensgemeinschaft mit dem Tannenhäher – im Volksmund Zirbengratsch genannt – eingegangen. Dieser Rabenvogel ist im Zirbenwald allgegenwärtig, denn sein „Gratschen“ verrät ihn schon von weitem. Er ist der einzige Vogel, der mit seinem kräftigen Schnabel die Zirbennüsschen aus den Zapfen hacken kann. Mit einem dehnbaren Kehlsack ausgestattet, kann er an die 100 Nüsschen darin hamstern. Damit fliegt er im Sommer durch sein Revier und verteilt die nahrhaften Nüsse in Verstecken, die er dann im Winter wieder aufsucht und auch unter einer dicken Schneedecke wieder findet. Von ihm vergessene Samen haben die Chance, auszureifen und zu Zirbenbäumen heran zu wachsen. Auch längst abgestorben bleibt das Skelett der Zirbe wegen ihres hohen Harzgehaltes noch über Jahrzehnte erhalten.

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