"Wut-Wirt passt auf keinen Fall"
Wolfgang Schwarz hat mit der Ausladung der Bundesregierung eine Debatte in der Gastronomie entfacht.
BAD LEONFELDEN/BEZIRK (fog). Etwa 150 E-Mails erhielt Wolfgang Schwarz, der Wirt des Leonfeldner Hofs. Ebensoviele Telefonate führte er, nachdem er die 70-köpfige Bundes-ÖVP-Riege des Lokals verwiesen hatte. Mit viel Lob wurde er überschüttet, vor allem auf Facebook. "Mutig", meinte auch Peter-Paul Frömmel von der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Oberösterreich.
Das Motiv des Wirts: Ich werde nicht über jemanden schimpfen und ihn dann bewirten. Dennoch: "Die Bezeichnung Wut-Wirt passt auf keinen Fall, weil es ein sachliches Gespräch war. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein gelassener Mensch bin", betont Schwarz. Auch der ÖVP-Bezirksobmann Michael Hammer relativiert: "Der Zwischenfall war für uns keine große Aufregung. Die Klubklausur im Falkensteiner hat sehr gut funktioniert." Der Leonfeldner Bürgermeister Alfred Hartl (ÖVP) sieht es ebenfalls entspannt: "Das muss der Wirt selbst wissen. Das ist zu akzeptieren."
Worum ging’s? Der Wirt wollte auf diese Weise einen Protest gegen die beschlossenen Gesetze der Bundesregierung einlegen, welche sich negativ auf die Gastronomie auswirken würden: Registrierkassenpflicht, Belegerteilungspflicht, Allergenverordnung, Rauchergesetz oder Barrierefreiheit. Schwarz: "Ich kritisiere nicht die Gesetze an sich, sondern die Ausnahmeregelungen." Die Rahmenbedingungen seien nicht für alle gleich, zum Beispiel für die Vereine oder auch der Staat selbst nehme sich aus.
"Hätte nicht ausgeladen"
Karl Wögerer, der Wirtesprecher des Bezirks und selbst Wirt in Feldkirchen, spendet Schwarz Beifall. Aber: "Ich hätte Mitterlehner nicht ausgeladen, sondern hätte ihm die Meinung gesagt." Erste Opfer der Bürokratie gebe es bereits, so Wögerer: "Der Zeigerwirt in St. Peter (Bezirk Rohrbach) macht dicht." Auch der Bauernmarkt in Aschach sei aufgrund der gesetzlichen Auflagen am Ende, postete der Feldkirchner auf Facebook.
"Ich sitze eigentlich nur mehr im Büro", sagt der Wirt. Die Belegerteilungspflicht bei einem Ball mit mehreren 100 Leuten sei ein Wahnsinn. "Tonnen von Papier, die verschwendet werden." Sinnlos sei auch die Allergenverordnung. Da gibt ihm Frömmel von der WKO völlig recht. "2,5 Prozent der Bevölkerung sind Allergiker, die ohnehin wissen, worauf sie aufpassen müssen." Auch die Registrierkassenpflicht sei, so der WKO-Mann, ein "Husch-Pfusch-Gesetz" und "Vollkasko-Denkweise", weil viele kleine Betriebe die Kassen noch gar nicht einführen konnten, weil sie noch nicht verfügbar sind.
Grundsätzlich widerspricht kaum jemand, dass den Wirten geholfen werden sollte. Alfred Hartl: "Die Wirtshäuser sind wichtige Kommunikationszentren. Da finden die Feste, Jubiläen und Familienfeiern statt." Für die Tourismusgemeinde Bad Leonfelden seien sie gar eine "Lebensader". Verschiedene Ansichten gibt es darüber, wie Wirten geholfen werden könnte. Während der Wirtesprecher Wögerer meint, die Gemeinde könnte den Wirten mehr entgegenkommen, "zum Beispiel bei den Kanalgebühren", so sagt etwa der Leonfeldner Bürgermeister: "Helfen lässt sich den Wirtshäusern nur, indem man hingeht."
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