"Ich fürchte, es wird zu wenig Ärzte geben"

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VILLACH (schön). Die Eckdaten, die das Ökosoziale Forum dieser Tage bekanntgegeben hat, sind alarmierend: Schon jetzt haben in den Bezirken Villach und Villach-Land Allgemeinmediziner ein Durchschnittsalter von 57 Jahren erreicht, die Tendenz ist steigend. Und: Aufgrund von anstehenden Pensionierungen könnte es bald in weiten Teilen des Landes an niedergelassenen Medizinern fehlen.
Die WOCHE hat darüber mit Gert Wiegele gesprochen. Er ist Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Kärnten und als praktischer Arzt in Weißenstein tätig.

WOCHE: Wie ist die aktuelle Situation in den Villacher Gemeinden? Hat der Bezirk mit Überalterung zu kämpfen?
Ganz Kärnten - so natürlich auch der Bezirk Villach - hat mit Überalterung zu kämpfen. In der Vergangenheit wurden kärntenweit pro Jahr zehn bis 15 Stellen ausgeschrieben, in den letzten acht Monaten haben wir bereits 60 Stellen ausgeschrieben, was zeigt, wie schwierig es ist, vor allem in kleinen Landgemeinden Stellen nachzubesetzen. Häufig ist auch der Wegfall der Hausapotheke ein Grund dafür.

Gibt es konkrete Problemgemeinden im Bezirk Villach?
Die Gemeinde Weißenstein, in der ich aktuell praktischer Arzt bin, ist eine Problemgemeinde. Ich bin 63 Jahre und habe vor, in drei bis vier Jahren in Pension zu gehen. Die nächste öffentliche Apotheke ist weniger als sechs Kilometer entfernt, deshalb wird dann meine Hausapotheke wegfallen. Da meine relativ kleine Ordination mit wenig Krankenscheinen ohne Hausapotheke nicht rentabel ist, wird es sehr schwierig, einen Nachfolger zu finden.

In welchen Gemeinden wird es noch aufgrund von anstehenden Pensionierungen an niedergelassenen Medizinern fehlen?
Diese Frage ist - aufgrund der Tatsache, dass viele Ärzte ihren Kassenvertrag bis über das 70. Lebensjahr behalten und man deshalb nicht genau weiß, wann sie in Pension gehen - nicht zu beantworten. Der einzige Arzt im Bezirk Villach, von dem ich weiß, dass er - so wie ich - in drei bis vier Jahren in Pension geht, ist Doktor Peter Scheiber in Ferndorf. ich persönlich befürchte, dass es in Summe weniger Ärzte geben wird als Stellen zu besetzen sind.

Wie kann man entgegenwirken?
Es gibt eine Fülle von Themen: Erhaltung der Hausapotheke, Hilfestellung von den Bürgermeistern der jeweiligen Gemeinde sowie die Ausbildung in Österreich. Die Ausbildung zum praktischen Arzt findet in Krankenhäusern kaum statt, sondern muss in Form einer Lehrpraxis absolviert werden - häufig finden sich keine Ärzte, die die Zusatzausbildung zum Lehrpraxisleiter machen wollen und so die Lehrpraktikanten ausbilden können. Da diese Lehrpraxis früher nicht verpflichtend war, ist dies meiner Meinung nach einer der Hauptgründe für das Landarzt-Sterben.

Zu den Forderungen:

1. Einführung und Ausbau einer Erschwerniszulage für Landärzte in Kärnten wie in anderen Bundesländern (z.B. Steiermark) bereits üblich.

2. Ausdehnung der Öffnungszeiten und Möglichkeit zur Teilung der Kassenverträge zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

3. Änderung des Ärztegesetzes im Zusammenhang mit Gruppenpraxen: durch eine flexiblere Ausgestaltung soll die Zusammenarbeit von Ärztinnen möglich werden.

4. Stärkung der Lehrpraxis: Ausbildungsreform mit verpflichtender, einjähriger Lehrpraxis und aufkommensneutrale Sicherstellung der Finanzierung derselben.

5. Stärkung der Hausapotheken durch Novellierung des Apothekengesetzes (Erleichterung von Neugründungen, Schutz bei Übergabe von Ordinationen, Regelung geographischer Sonderfälle, etc.)

Zur Sache:

Das Durchschnittsalter bei Allgemeinmedizinern in Villach liegt bei 57,35, in Villach Land bei 56,74.

In Kärnten gibt es 65 Ärzte, die eine Hausapotheke betreiben. 49 davon sind in Gemeinden mit nur einer Kassenstelle.

Hausapotheken sind in Gemeinden geschützt, in denen es nur eine Kassenstelle gibt, sofern die nächste Apotheke sechs Kilometern entfernt ist.

In Gemeinden mit zwei Kassenstellen darf ein Apotheker um eine Konzession ansuchen. Wird sie genehmigt, hat er fünf Jahre Zeit, sie zu eröffnen.

Allerdings muss
der Hausarzt seine Apotheke nach einer Übergangsfrist zumachen. Es wird davon ausgegangen, dass diese dreijährige Übergangsfrist mit Eröffnung der öffentlichen Apotheke beginnt, was allerdings noch nicht bestätigt ist.

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Das Durchschnittsalter bei Allgemeinmedizinern in Villach liegt bei 57,35, in Villach Land bei 56,74 | Foto: MEV
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