"Kunst kann viel bewirken, aber nichts verändern"
Michael Weger, Intendant der neuebuehnvillach, über den Spielplan für 2015 und die Grenzen des Subventionstheaters.
VILLACH (kofi). WOCHE: Herr Weger, Sie gehen in Ihr 13. Jahr als Intendant der neuebuehnevillach. Wie sieht das Programm für 2015 aus?
WEGER: Eine bewährte Mischung aus Unterhaltung, Anspruchsvollem und kritischen Denkanstößen für gesellschaftliche Tendenzen (Details siehe links, Anm.). Wir werden wieder 180 Spieltage und hoffentlich über 90 Prozent Auslastung haben. Österreichweit ein Topwert.
Wie sieht der Finanzierungsschlüssel aus?
Unser Jahresbudget wird 950.000 Euro betragen, 670.000 Euro davon sind Subventionen. 50.000 Euro erhalten wir von Sponsoren, den Rest aus Karteneinnahmen. Die Subventionen teilen sich so auf: 320.000 Euro von der Stadt, 150.000 vom Land, 200.000 vom Bund.
Täuscht das oder gibt es schon lange keine echten Aufreger mehr im Theater? Sind Skandale wie einst bei Thomas Bernhards "Heldenplatz" out?
Schauen Sie: Im deutschsprachigen Raum haben wir halt eine Subventionstheaterkultur. Da sind automatisch Limits gesetzt. An der Hand, die einen füttert, darf man höchstens knabbern. Zubeißen könnte existenzbedrohend sein.
Seltsam, so etwas von einem Theatermann zu hören.
Man darf sich nichts vormachen. Subventionen haben Konsequenzen. Und das gilt nicht nur für die Haider-Zeiten.
Das muss doch schrecklich unbefriedigend sein, oder?
Nein. Uns bleibt ja die Möglichkeit, beim einzelnen Besucher etwas zu verändern, etwas auszulösen – einen Nachdenkprozess. Das ist toll! Und gleichzeitig das Limit. Dass man darüber hinaus mit Theater, mit Kunst etwas bewirken könne, ist Blödsinn. Das Ergebnis von Selbstüberschätzung.
Gibt es überhaupt noch Tabus? Etwas, das im Theater noch nicht gezeigt wurde?
Bisher zeigt Theater Probleme auf. Theater, das Lösungen anbietet, gibt es noch nicht. Das ist das letzte Tabu.
Der Spielplan 2015 - Auszüge
Der eben präsentierte Spielplan der neuebuehnevillach sieht für 2015 unter anderen folgende Stücke vor – allesamt sind entweder Uraufführugnen oder österreichische Erstaufführungen:
"Der dressierte Mann", nach dem Roman von Esther Vilar. Regie: Hans-Peter Kellner (bis 17. 1.)
"Der Prophet" von Khalil Gibran. Regie: Michael Weger (Premiere: 29. 1.)
"Der gute Tod" von Wannie de Wijn zum Thema Sterbehilfe. Regie: Christine Wipplinger (ab 13. 3.)
"Meine weiße Welt" von Stefan David Zefferer. Tanz-Theater. Regie: Greta Lindermuth (ab 23. 4.)
"Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie" von Woody Allen. Regie: Martin Dueller (ab 5. 6.)
"23. Theaterfestival Spectrum" (1.-4. 7.)
"Yadl und Dudl – wir liken, adden und sharen Dich!" Regie: Erik Jan Rippmann (eigenes Werk, ab 18. 9.)
"Die Wand" von Marlen Haushofer. Regie: Clemens Lukas Luderer (ab 4.11.)
"Cherubim", Regie: Gabriel Barylli (eigenes Werk, ab 4.12.).
Nähere Infos: www.neuebuehnevillach.at
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