Lerngruppe statt öffentlicher Schule
Alternativer Unterricht ist gefragt. Am Attersee startet im Herbst die zweite "Lais"-Lerngruppe.
BEZIRK (csw). "Lais" bedeutet natürlich lernen, Wissen wird nicht vermittelt, sondern erforscht. "Der Wunsch der Eltern nach alternativen Unterrichtsformen steigt an", erklärt Bezirksschullinspektor Franz Spiesberger. Seit Jahren erfolgreich: Die Pestalozzischule in Vöcklabruck, in der Volksschüler in jahrgangsgemischten Gruppen unterrichtet werden, und die Privatschule Rubenshof in Berg im Attergau, die sich an der Pädagogik von Maria Montessori orientiert.
Einen Schritt weiter gehen Eltern, die ihre Kinder zu häuslichem Unterricht abmelden: 31 Pflichtschüler – von insgesamt rund 9000 – bleiben derzeit im Bezirk Vöcklabruck genehmigt der Schule fern. Wie viele es im kommenden Schuljahr seien, stehe noch nicht fest, so Spiesberger. Bisher würden keine neuen Ansuchen vorliegen. Die Kinder werden zu Hause von den Eltern oder in Lerngruppen unterrichtet. Letztere sind im Zunehmen: 2014 in Klagenfurt gegründet, gibt es mittlerweile mehr als 20 Lais-Gruppen in Österreich.
Im Bezirk Vöcklabruck startet im September die zweite derartige Gruppe, das Lernzentrum "Lais. leben lernen Attersee-Region". Gründerin ist die Schörflingerin Lisa Leberbauer, die eine Cranio-Sakral-Praxis betreibt. "Wir starten mit rund 15 Kindern", erklärt sie. In der Lerngruppe werden Kinder von der Volksschule bis zur Gymnasiummatura unterrichtet, für Drei- bis Sechsjährige gibt es eine Kindergruppe.
Lernbegleiter statt Lehrern
Angeleitet werden die Kinder von acht speziell dafür ausgebildeten Lernbegleitern, die ehrenamtlich arbeiten – jeweils von Montag bis Freitag von 8.30 bis 13.30 Uhr. Wo, steht noch nicht fest. Derzeit ist Leberbauer auf der Suche nach einem Gebäude. Unterrichtet wird nach den Lehrplänen des Bundesministeriums, die Schüler müssen jedes Jahr eine Externistenprüfung ablegen. "Unsere Volksschüler haben die Prüfung heuer mit Bravour gemeistert", freut sich Birgit Himmelbauer, Gründerin der ersten Lais-Gruppe im Bezirk.
Acht Kinder und drei Lernbegleiter treffen sich derzeit in Gampern – mit 24 Kindern war "Lais. natürlich nativ" im Herbst 2015 gestartet. "Durch den Standortwechsel von Rutzenmoos nach Gampern werden nun viele Kinder zu Hause unterrichtet, wenige sind in die Regelschule zurückgekehrt", erklärt Himmelbauer. Im kommenden Schuljahr komme eine Kindergruppe für Drei- bis Sechsjährige dazu. "Ich bin grundsätzlich vom Konzept des natürlichen Lernens sehr beeindruckt", sagt Bezirksschul-inspektor Franz Spiesberger. Den Lais-Lerngruppen steht er etwas skeptisch gegenüber: "Ich glaube, dass es für die Eltern ein großer Aufwand ist."
Gemischte Klassen in NMS
"Schule wird und muss sich verändern, weil sich auch die Gesellschaft verändert hat", ist Spiesberger überzeugt. Die Familien würden eher kleiner als größer, die Schüler bräuchten mehr Beziehungen und Soziales. "Ich wünsche mir eine gemeinsame Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen – auch jahrgangsübergreifend." Derzeit gäbe es Gespräche von Eltern der Pestalozzischule mit Schulleitern in Vöcklabruck und Umgebung, das Konzept der jahrgangsgemischten Gruppen in der Neuen Mittelschule fortzuführen.
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