Hygiene bei Kindern: Wieviel ist zu viel?
WELS. Sie toben im Matsch, springen von Pfütze zu Pfütze und wühlen mit ihren kleinen Händen am liebsten in jedem Erdhaufen. Kinder haben noch keine genaue Vorstellung von Sauberkeit und Schmutz. Und gerade das verunsichert viele Eltern. Wieviel Hygiene ist notwendig und was ist zu viel des guten? „Tägliche Körperhygiene ist wichtig, aber man sollte nichts übertreiben“, erklärt Franz Eitelberger, Primar der Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde im Klinikum Wels-Grieskirchen. Gerade kleine Kinder sollte man nicht öfter als zwei Mal pro Woche Baden. Je nach Bedarf kann man die Kinder ansonsten mit Wasser säubern oder duschen. Regelmäßiges Händewaschen und Zähneputzen sollten zur täglichen Routine gehören. Die Verwendung von Desinfektionsmittel ist dabei aber überflüssig. „Zur Reinigung und Pflege am besten PH-neutrale, sanfte Mittel verwenden, keine Parfums oder Deodorants“, rät Eitelberger. Er warnt davor, es mit der Hygiene bei Kindern zu übertreiben und das kindliche Immunsystem vor allen Keimen zu schützen. „Die Hygienehypothese besagt sogar, dass die Zunahme von Allergien darauf zurückzuführen ist, dass das Immunsystem zu wenig gefordert ist“, so der Mediziner. Sprich: Asthma, Neurodermitis und Heuschnupfen sind im Vormarsch, weil das Immunsystem in den ersten Lebensmonaten und –jahren immer weniger mit der Bekämpfung natürlichen Bakterien und Keime zu arbeiten hat. Stattdessen produziert das System vermehrt sogenannte IGE-Antikörper, die zum Teil für Allergien mitverantwortlich sind. „Das belegt auch eine Bauernhofstudie: Kinder, die in den ersten Monaten oft im Stall mit dabei waren, leiden weniger häufig an Allergien“, weiß Eitelberger. Punkto Sauberkeit rät er deshalb zum gesunden Mittelweg. Hygiene mit Maß und Ziel – das ist ideal für das kindliche Immunsystem.
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