Mustafa holt sich die "Sag´s Multi!"-Trophäe!
Der vom Verein Wirtschaft für Integration (VWFI) und EDUCULT – Denken und Handeln im Kulturbereich organisierte Redewettbewerb „SAG’S MULTI!“ fand heuer bereits zum bereits zum sechsten Mal statt.
11 Schülerinnen und fünf Schüler aus fünf Bundesländern wurden nach mehreren Vorrunden von der strengen Jury ausgezeichnet. Darunter in der Kategorie 2 der 16jährige Mustafa Erkuş, Schüler der 6A am Favoritner Phönix Realgymnasium.
Die Aufgabenstellung: Im Wechsel von Deutsch und Mustafas Muttersprache Türkisch sollte zum Thema „Woher kommen wir? Wohin gehen wir“ frei referiert werden.
Ich bin ein Familienmensch
Behauptet Mustafa von sich. Mit ein Grund, warum er die Geschichte seiner Familie auch in den Mittelpunkt seiner preisgekrönten Rede stellte. Sie beginnt mit seinem Großvater, der im Sommer 1970 aus der Türkei nach Wien kam, um hier Arbeit zu finden. "Er hatte nur einen Koffer und konnte wenige Worte Deutsch: Arbeit, Essen, Wohnen, Geld." Es war ein einsames, arbeitsreiches Leben in der Fremde, ohne Handy oder Internet wie heute, um ständig in Kontakt zu bleiben. Erst nach 10 Jahren konnte er die Großmutter und Mustafas Vater, damals 12 Jahre alt, zu sich holen. "Mein Vater hat dann mit viel Fleiß etwas aus sich gemacht, er arbeitet seit 25 Jahren als Staplerfahrer bei derselben Firma, sorgt für die Familie, war und ist immer für alle da. Manchmal kocht er auch für uns und macht Hausarbeit, wenn meine Mutter zu müde ist“, das sei selbstverständlich, erklärt Mustafa und ergänzt: „Er ist für mich ein richtiger Superheld." Und was stellt sich Mustafa für seine eigene Zukunft vor? Wohin will er gehen? "Ich wohne in Ebergassing, bin dort aufgewachsen, habe zwei erwachsene Brüder, die auch heute noch ganz in unserer Nähe wohnen. Wir sind eine Großfamilie. Das ist schön. Auch das Landleben. Das stelle ich mir auch für mich und meine Kinder vor."
Mustafa hat in seinem niederösterreichischen Heimatort übrigens zuerst die Hauptschule besucht, ehe er vor zwei Jahren ans Favoritner Phönix Realgymnasium wechselte. "Das war hart, ich musste anfangs einfach doppelt soviel lernen und arbeiten, um mithalten zu können." Heute ist seine einzige „Schwachstelle“ in der Schule Englisch. „Das liegt mir nicht so.“
Dafür umso mehr Deutsch, das Lieblingsfach – es war auch sein Deutschprofessor, der ihn zum Mitmachen bei „Sag´s Multi!“ animierte – oder Spanisch. Türkisch spricht er übrigens auch perfekt, „das wurde immer schon bei mir zu Hause gesprochen“, ein großes Plus bei den strengen Juroren des Wettbewerbes! Später möchte er Jus studieren, um Anwalt zu werden. Weil er ein großer Redner ist und gerne für Gerechtigkeit eintritt. „Und außerdem bin ich immer gut gelaunt, ein lustiger Vogel, das sagt ja auch schon mein Name: kuş. Das heißt auf Türkisch Vogel.“ Mit diesen Worten hat Mustafa übrigens auch seine Rede eingeleitet.
"Meine schönste Auszeichnung"
Natürlich freut er sich riesig über den gewonnenen Preis, die schöne Trophäe, das neue Handy, den Thalia-Gutschein und die Reise im Sommer mit allen anderen Gewinnern nach Mallorca. Aber er braucht gar nicht lange überlegen, was ihn bei seinem Sieg, der ihn „doch etwas überrascht hat“, am meisten gefreut hat. „Ich habe in den Augen meiner Mutter gesehen, wie stolz sie auf mich ist. Das war meine schönste Auszeichnung!“
Sag´s gleich, aber doch anders!
Mustafa hat für unsere Leser drei deutsche Redewendungen ins Türkische und wieder zurück übersetzt. Das Ergebnis ist wirklich interessant:
1)
Lügen haben kurze Beine.
Yalancinin mumu yatsiya kadar yanar.
Wieder in Deutsch: Die Kerze des Lügners brennt bis zur Nacht.
2)
Zeit ist Geld.
Vakit Nakittir
Wieder in Deutsch: Zeit ist Bargeld.
3)
Wer jemandem eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Kendi kuyusunu kendi kazmak.
Wieder in Deutsch: Die eigene Grube selbst graben.
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