100. Geburtstag
Erich Frieds Rückkehr zum Alsergrund

  • Der Leiter der Bezirksmuseums, Willi Urbanek, mit einem Porträt von Erich Fried, das sein Jugendfreund Ernst Eisenmayer malte.
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Am 6. Mai vor 100 Jahren wurde mit Erich Fried einer der bekanntesten Alsergrunder geboren. Im Bezirksmuseum lebt er bis heute weiter.

ALSERGRUND. "Es ist, was es ist, sagt die Liebe." Mit diesem Liebesgedicht, das in unzählige Sprachen übersetzt wurde, erlangte Erich Fried weltweite Berühmtheit. Was viele nicht wissen: Der kleine, umtriebige Dichter stammt vom Alsergrund, wo er bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten im Jahr 1938 in der Alserbachstraße 11 lebte. Seit 2019 erinnert eine Gedenktafel daran.

  • Erich Fried als kleiner Junge. Er lebte von 1921 bis 1938 am Alsergrund.
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Nach dem Tod seiner Großmutter und seines Vaters durch das Naziregime fand er in London seine neue Heimat, von wo aus er mit seiner Liebeslyrik und politischen Gedichten vor allem im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Aber auch als Übersetzer - unter anderem der Werke von William Shakespeare - machte sich Fried einen Namen. Und obwohl er niemals nach Österreich zurückkehrte, ist der Lyriker auch heute noch im 9. Bezirk präsent.

Ein Gymnasium zu seinen Ehren

Genauer gesagt hat Hochschulprofessor Willi Urbanek den Ausnahmelyriker auf den Alsergrund zurückgebracht. "Als ich 1990 die Leitung des Bezirksmuseums übernahm, hat mich eine Schülerin des Gymnasiums, in dem ich unterrichtete, darauf angesprochen, dass Erich Fried im 9. Bezirk lebte. Daraufhin hat sie mit seiner Witwe, Catherine Fried-Boswell, Kontakt aufgenommen und ist nach London geflogen", so Urbanek. Frieds Witwe, die mittlerweile selbst verstorben ist, war von der Initiative begeistert und schenkte dem Bezirksmuseum Möbel aus seinem Arbeitszimmer in London.

Ein weiteres Denkmal für den unvergessenen Lyriker wurde 1998 mit der Benennung des Gymnasiums in der Glasergasse 25 als "Erich Fried-Gymnasium" gesetzt. Wie sehr die Texte des Ausnahmelyrikers bereits Kinder und Jugendliche inspirieren und ansprechen, durfte Willi Urbanek als Professor oft erleben: "Erich Fried schafft es, dass Kinder gern Gedichte lesen und sie auch verstehen. Man kann seine Texte super in kleine Theaterstücke umsetzen. Innerhalb von fünf Minuten sind so oft kleine Dramolette entstanden, die die Kinder selbst umgesetzt haben."

Schreibmaschine und Brillensammlung

Der größte Teil des Nachlasses, vor allem die Schriften Erich Frieds, wurde von der Österreichischen Nationalbibliothek aufgekauft. Aber seine Witwe Catherine Fried-Boswell und seine Kinder haben viele Erinnerungsstücke dem Bezirksmuseum Alsergrund als Leihgaben überlassen. "Es war ihnen lieber, alles dort zu wissen, wo Erich Fried noch lebendig ist. Wo Menschen herkommen, die vielleicht in derselben Gasse gewohnt haben wie er", so Willi Urbanek.

  • Frieds umfangreiche Brillensammlung, zu der ihn vermutlich ein Besuch im KZ Auschwitz bewegte.
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Unter anderem kann man im Bezirksmuseum Frieds originale Schreibmaschine, an der zahlreiche seiner Werke entstanden sind, seine umfangreiche Brillensammlung sowie Kunstwerke von Catherine Fried-Boswell bestaunen. Warum Erich Fried bis heute so eine große Bedeutung hat, fasst Willi Urbanek so zusammen: "Er war in vielen Bereichen seiner Zeit voraus und verpackte seine Botschaften in einer Sprache, die jeder verstand. 'Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt.' Wer so etwas liest, weiß: Wir bräuchten 1.000 Frieds, um zu einem Frieden zu kommen."

  • An dieser Schreibmaschine entstanden zahlreiche seiner Werke.
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Öffnungszeiten Bezirksmuseum

Den Nachlass Erich Frieds im Bezirksmuseums Alsergrund, Währinger Straße 43, ist jeden Mittwoch von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr sowie am Sonntag von 10 bis 12 Uhr zu besichtigen. Außerdem kann die Sonderausstellung "Erich Fried 1938 1968 1988", die anlässlich seines 20. Todestages veranstaltet wurde, ausschließlich nach Anmeldung unter 0676/6119232 oder  Bezirksmuseum Alsergrund im Bunker des Arne-Carlsson-Parks besucht werden.

  • Der Leiter der Bezirksmuseums, Willi Urbanek, mit einem Porträt von Erich Fried, das sein Jugendfreund Ernst Eisenmayer malte.
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  • Urbanek am Original-Schreibtisch aus Erich Frieds Arbeitszimmer in London, der ebenfalls im Museum ausgestellt ist.
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  • Erich Fried als kleiner Junge. Er lebte von 1921 bis 1938 am Alsergrund.
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  • 2019 enthüllte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler eine Gedenktafel für Erich Fried in der Pfluggasse.
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  • An dieser Schreibmaschine entstanden zahlreiche seiner Werke.
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  • Eine Skulptur Erich Frieds von Catherine Fried-Boswell, die ihren Mann der zu diesem Zeitpunkt zeigt, an dem er bereits an Krebs erkrankt war.
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  • Eine Auswahl seiner Werke sowie von Catherine Fries-Boswell kreierte Ordner aus Gips finden sich im Regal aus Frieds Arbeitszimmer.
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  • Hier wurde literarische Geschichte geschrieben.
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  • Frieds umfangreiche Brillensammlung, zu der ihn vermutlich ein Besuch im KZ Auschwitz bewegte.
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  • Kinderschuh aus dem KZ Auschwitz.
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