Opfer der NS-Euthanasie
Weitere „Stolpersteine“ gegen das Vergessen

Die „Stolpersteine“ werden in der unteren Rathausstraße verlegt 
 | Foto: Christoph Skofic
  • Die „Stolpersteine“ werden in der unteren Rathausstraße verlegt
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Nach Lingenau und Hohenems bekommt jetzt auch die Landeshauptstadt "Stolpersteine" gegen das Vergessen der Opfer der NS-Euthanasie

Im Rückblick auf die vielen Opfer der NS-Zeit verfügt Vorarlbergs Landeshauptstadt über eine ausgeprägte Erinnerungskultur. Es wurden Straßen nach ihnen benannt, die Frauen und Männer werden auf Tafeln und Stelen ins Gedächtnis gerufen, auf dem Sparkassenplatz steht ein Widerstandsmahnmal. Jetzt werden auf Anregung der „Gedenkgruppe Bregenz“ für die in der Öffentlichkeit bislang kaum bekannten 27 Bregenzer Euthanasie-Opfer sogenannte „Stolpersteine“ verlegt. Der Beschluss dazu fiel im Stadtrat am 14. März.

Das Projekt stammt vom Kölner Künstler Gunter Demnig. Von ihm stammt die Idee quadratischer Betonpflastersteine mit kleinen Messingtafeln, in die jeweils der Name sowie der Geburts- und Todestag eines Opfers eingraviert sind. Verlegt werden die 27 aneinandergereihten „Stolpersteine“ auf einer Länge von gut drei Metern in der unteren Rathausstraße am Straßenrand vor dem vorarlberg museum. Der Ort wurde nicht nur ausgewählt, weil dort ohnedies eine neue Oberflächengestaltung erfolgt. Im Gebäude des vorarlberg museums – vormals Bezirkshauptmannschaft – befanden sich während der NS-Zeit das Landratsamt und mit ihm das Gesundheitsamt. Letzteres spielte vor gut 80 Jahren eine unselige Rolle bei der Stigmatisierung und Verfolgung psychisch Kranker, Behinderter und unangepasster Menschen.

Bregenz ist mit dieser Ausdrucksform des Gedenkens an die Euthanasie-Opfer nicht alleine. Mit Stand Jänner 2022 gab es in rund 1.800 Kommunen in ganz Europa mehr als 90.000 „Stolpersteine“. In Vorarlberg gibt es bereits seit einigen Jahren 16 Stück davon, nämlich in Lingenau und Hohenems.

„Auf der Tafel, die 1988 an der Seekapelle angebracht wurde, wird zwar auch der Bregenzer Euthanasie-Opfer gedacht, aber ohne Namensnennung. Es ist höchste Zeit, und die Neugestaltungsmaßnahmen auf der Höhe des Vorarlberg Museums geben uns die Gelegenheit dazu, diese Namenlosen öffentlich zu benennen und einmal mehr ein deutliches Zeichen gegen die Menschenfeindlichkeit der Nazis zu setzen. Ich danke der ‚Gedenkgruppe Bregenz‘ für die wertvolle Vorarbeit sowie allen an diesem sinnvollen Projekt Beteiligten“, sagte Bürgermeister Michael Ritsch.

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