Drogenkuriere dealen in den Brigittenauer Bahnstationen
Verdeckte Polizei-Fahnder sollen den Handel in den Öffis eindämmen.
„Vorsicht Gleis 2, Zug nach Meidling fährt ein“. So lautet die Ansage der smarten ÖBB-Stimme in der Station Handelskai.
„Achtung Gleis 2, im Zug nach Meidling befindet sich möglicherweise ein verdeckter Drogenfahnder.“ So lautet die Durchsage eines Dealers via Handy an die anderen Bandenmitglieder, die zum größten Teil aus Schwarzafrikanern besteht. Ein fast perfektes Warnsystem, die Kriminalisten haben zumeist das Nachsehen.
Endstation Brigittenau
Ein polizeibekannter Drogenring, der sich in der Brigittenau schließt. Mit der Schnellbahn zum Praterstern, von dort mit der U1 nach Leopoldau und von dort mit der S-Bahn wieder zum Handelskai. Oder in die Gegenrichtung. Die Übergabe des Rauschgiftes findet meist zwischen den Stationen Handelskai und Traisengasse statt. Am Handelskai und im Bereich der Millennium-City sind die Drogenabhängigen nicht zu übersehen. Immer wieder melden Geschäftsleute, dass Süchtige Notausgänge von außen öffnen, um sich unbeobachtet das Zeug spritzen oder reinziehen zu können. Für die Polizei eher traurige Routine beziehungsweise ein weiterer Rückschlag gegen die anscheinend gut organisierte Drogenbande. Denn die Beamten in Zivil brauchen den Tatbestand der Übergabe, um die Dealer zu überführen.
„Es ist äußerst schwierig. Wir setzen laufend verdeckte Fahnder ein, aber die Händler agieren übervorsichtig“, so Landespolizeikommandant General Karl Mahrer. Die Drogen wechseln den Besitzer im Waggon oft Rückenlehne an Rückenlehne. Das Geld wird davor unauffällig übergeben, was die Ermittlungen nicht gerade vereinfacht. „Wir können aber auch bereits einige Erfolge gegen die Dealer vermelden“ berichtet Mahrer.
Schnelle Kommunikation
Beim Lokalaugenschein der Bezirkszeitung in Form zweier Runden mit der Schnellbahn und der U1 sowie mehrmaligen Aus- und Einsteigens am Handelskai und in der Traisengasse war schnell klar, dass sich nicht nur Schaffner und Lokführer der ÖBB gegenseitig Signale geben. Ein Wink am Bahnsteig von einem telefonierenden Verdächtigen mit einem zusammen gerollten Werbeprospekt. Plötzlich steigt jemand mit in die S-Bahn ein, der eigentlich bei der U6 gewartet hatte. Eine Gruppe von offensichtlich Süchtigen, die sich einem der verwinkelten Stationsbereiche unterhalten haben, löst sich in alle Himmelsrichtungen auf. Und in den Zug steigt ein wasserstoffblondiertes, leicht berauschtes Pärchen ein: „Schau, der Billy nimmt den nächsten Zug“. Und deuten auf einen Schwarzafrikaner mit Handy am Ohr, der auch auf dem Bahnsteig gewartet hatte.
Verdeckte Fahnder
Seitens der Polizei will man die Observierung in den Waggons durch verdeckte Fahnder weiter verstärken und somit zu weiteren Erfolgen zu kommen.
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