Pensionisten und Flüchtlinge: Begegnungen mit Gewinn in Döbling

- Flüchtlingskoordinatorin Ursula May, Mariam, Eva Judmaier und Sarah (v.l.) vor dem Pensionisten-Wohnhaus Döbling.
- hochgeladen von Christine Bazalka
Im Pensionisten-Wohnhaus Döbling leben seit zwei Jahren 25 Flüchtlingsfamilien in der obersten Etage.
DÖBLING. Eva Judmaier sitzt in der Cafeteria des Pensionisten-Wohnhauses in der Grinzinger Allee und plaudert mit den beiden 14-jährigen Schülerinnen Mariam und Sarah. So alltäglich diese Szene im Haus ist, so ungewöhnlich ist der Hintergrund. Mariam und Sarah stammen aus dem Irak und wohnen seit zwei Jahren hier, gemeinsam mit 25 anderen Flüchtlingsfamilien, die sich im Asylverfahren befinden. Die Wohnungen waren vorher leerstehend, und da sie barrierefrei begehbar sind, wurden viele Familien mit behinderten Kindern hier untergebracht.
Eva Judmaier war Direktorin verschiedener Hotels und hat Menschen aus aller Welt kennengelernt. "Aber dass ich so viel Kontakt mit Jugendlichen habe, dafür musste ich hierher ziehen", sagt sie lächelnd. Mariam und Sarah sprechen schon sehr gut Deutsch, vielleicht auch wegen der regelmäßigen Plaudereien: über das, was sie im Laufe ihres Berufslebens alles erlebt hat, über ihre Kindheit, über das Leben im Irak, die neue Schule und Zukunftspläne. "In ihren Augen sehe ich Mut und Zuversicht", sagt Judmaier, und auch deshalb geben die Gespräche ihr Kraft.
Es gibt viele solcher Berührungspunkte zwischen den Bewohnern: Die Flüchtlinge helfen bei Hausarbeiten und Ausflügen. Sie setzen sich ehrenamtlich oder gegen geringen Zuverdienst ein, so wie Ebtesam Hassnawi: Die Irakerin war in ihrer Heimat als Näherin selbstständig und fertigt in aufwändiger Handarbeit sogenannte Demenzdecken, die mit vielen Details und unterschiedlichen Stoffen die Sinne anregen und die Feinmotorik trainieren.
Gut für beide Seiten
Die Fäden all der unterschiedlichen Aktivitäten laufen bei Ursula May zusammen: Sie ist die Koordinatorin für Flüchtlingshilfe und erzählt, dass es der Mithilfe aller Mitarbeiter im Haus und einem Netz an Freiwilligen zu verdanken ist, dass alles glatt läuft und Sprachkurse und Beratungen angeboten werden. So steht etwa ein Frauencafé zur Verfügung, bei dem sich die geflüchteten Frauen gegenseitig unterstützen. Probleme im Zusammenleben gebe es nicht oft – und wenn, etwa wenn die Familien zu laut sind, können sie durch klärende Gespräche gelöst werden. Alles in allem, so May, handle es sich um ein Projekt, bei dem alle profitieren: Die älteren Bewohner bekommen Unterstützung und die Flüchtlinge die Chance auf schnelle Integration.
Doch auch in die geschützte Atmosphäre bricht die Realität regelmäßig ein, z.B. wenn klar wird, wie sehr Ebtesam Hassnawi, deren Mann noch im Irak ist, darunter leidet, dass sie durch ihren Asylwerberinnenstatus nicht arbeiten darf: "Ich möchte nicht abhängig sein", sagt sie. Doch vorerst geht das bange Warten auf ihren Bescheid weiter.



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