Donaustadt
Helga Tippel beweist, dass Zivilcourage kein Alter kennt
Helga Tippel hilft seit Jahren Kindern aus der Ukraine. Zu Weihnachten erwartet sie nun besondere Gäste.
WIEN/DONAUSTADT. Behutsam führt Helga Tippel durch ihr Haus in Aspern und erzählt: "Nächstenliebe war mir schon immer ein großes Anliegen. Als mich der Pfarrer meiner Gemeinde in Aspern im Jahr 1995 fragte, ob ich dabei helfen will, Kinder aus der Ukraine auf Sommerfrische nach Wien zu holen, zögerte ich nicht und sagte zu."
Mehr als 500 Kinder in Not aus der Ukraine konnten dank Tippel unbeschwerte Sommer in Wien verbringen. "Viele ukrainische Familien waren nach Tschernobyl in einer schlechten Situation und benötigten Hilfe. Diese haben wir geboten", sagt sie nüchtern. Mit Bussen wurden die Kinder damals nach Österreich gebracht und bei Wiener Familien untergebracht – obwohl diese Erfahrung schön war, war sie nicht immer einfach. Aber auch hier weiß die 85-Jährige Rat: "Man muss einfach miteinander reden, so lassen sich fast alle Hindernisse lösen." Apropos reden: Tippel spricht Ukrainisch, eine Fähigkeit, die sie mühelos erlernt hat, da sie, wie sie selbst sagt, ein gutes Gefühl für Sprachen hat.
Mit vielen Kindern, die damals in den Sommern nach Wien kamen, hat sie heute noch Kontakt und besuchte auch die Ukraine vier Mal. Mittlerweile gibt es in Kiew sogar ein Kinderheim namens "Haus Aspern", das mit ihrer Unterstützung und der des "Fonds Aspern" errichtet wurde. Liebevoll nennen die Kinder sie "Mama Austria" und freuen sich über die Spenden, die Tippel in ihrem Asperner Häuschen sammelt und in die Ukraine bringen lässt.
Hilfsbereit in Aspern
Viele Jahre sind seitdem vergangen, doch Tippels humanitäres Engagement hat nicht abgenommen. Mit Ausbruch des Angriffskrieges in der Ukraine im Februar öffnete sie ihre Türen zwei ukrainischen Frauen und deren Kindern – denn es galt, schnell zu helfen.
Ihr selbstloses Engagement wurde dieses Jahr sogar mit dem Wiener Frauenpreis geehrt, eine einzigartige Erfahrung, sagt Tippel.
Frieden für die Ukraine
Die aktuelle Situation in der Ukraine lässt Tippel, die früher leidenschaftlich gerne Ski gefahren ist, nicht kalt. Sie wünscht sich, dass in dem Land endlich Frieden einkehrt und verfolgt mit Argusaugen die Nachrichten aus der Ukraine, in der Hoffnung, gute Nachrichten zu hören.
Heute freut sie sich an den kleinen Dingen im Alltag, wie ihrem Elektromobil, welches sie von ihrem verstorbenen Mann bekommen hat: "Es gibt mir ein Gefühl der Freiheit, ich liebe es, wenn mir der Wind durch die Haare weht", erzählt sie strahlend. Sonst werkelt sie gerne in ihrem Haus herum und freut sich an den vielen Erinnerungen, die dieses birgt, wie die vielen Fotografien oder die kleinen Bären, die sie an ihren Mann denken lassen.
Kurz vor den Feiertagen blickt sie schon voller Vorfreude auf den kommenden Besuch aus der Ukraine, "ehemalige Gastkinder, die mittlerweile als Lehrerinnen arbeiten". Es ist eine lieb gewonnene Tradition, die sie noch lange fortführen will.
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