82 Jahre Goethehof: „Das war Luxus pur!“
Der 1932 eröffnete Goethehof hat eine wilde Geschichte hinter sich. 2016 wird das Symbol kommunalen Wohnbaus generalsaniert – Zeit mit den Bewohnern zurückzublicken.
DONAUSTADT. Seit bereits 75 Jahren wohnt Elfriede Schreiber im Goethehof. „Meine Großeltern kamen aus Böhmen und wohnten mit meiner Mutter und Tante in einer Zimmer-Küche-Wohnung. WC und Wasser gab es dort nur am Gang“, erzählt sie. Umso größer war dann die Freude, als ihre Mutter eine der letzten Goethehof-Wohnungen bekam. „Dort gab es dann fließendes Wasser, ein eigenes WC, Parkettböden und sogar einen Balkon – das war Luxus pur!“
Spiele im Hof
Die zahlreichen Kinder im Goethehof, bei Bezug waren es 1500 in rund 700 Wohnungen, trafen sich auch während und nach dem Krieg „unten im Hof“. „Wir hatten kein Klettergerüst oder Schaukeln, aber wir konnten auf die Bäume kraxeln und auf den Klopfstangen turnen“, erinnert sich Schreiber zurück.
Vom Spielen im Hof weiß auch der rund 15 Jahre jüngere Karl Grundlböck zu berichten. „Sehr beliebt waren das ‚Gitschen‘ und das ‚Zwicken‘. Beides haben wir mit ziemlich gatschigen Lehmkugerln gespielt. Bei dem einen hat man die gegnerischen Kugerl gewonnen, wenn man sie mit den eigenen Kugerln berührt hat, beim anderen durch herausschiessen aus einem Loch“, erzählt er und wirkt dabei, als hätte er noch immer die perfekte Taktik im Kopf.
Originelle Sammler-Spenden
Daneben ist er leidenschaftlicher Sammler seit er zehn war. Neben den Briefmarken hatten es ihm vor allem die Kakteen angetan, die er sich sehr originell besorgte. „Ich bin dann immer im Hof spaziert und hab in die Fenster und auf die Balkone gespäht. Wenn ich einen Kaktus entdeckt hab‘, bin ich rauf, hab‘ angeklopft und gefragt, ob ich einen Ableger haben darf“, erzählt der Goethehof-Veteran.
Weitere Anekdoten und Historisches zum Goethehof findet man im mittlerweile fünften Band der „Zeitzeugen“-Reihe, „Goethehof. Zwischen Dorfidylle und Weltmetropole“, in dem die Gemeindebau-Spurensuche nach Kaisermühlen führt.
Kostenlos erhältlich bei den Wiener Wohnpartnern.
Die Begleitausstellung zur Geschichte des Goethehofs ist bis 18. Dezember Dienstag und Mittwoch von 14-17h und am Donnerstag von 8-16:30 in der neuen Waschküche im Souterrain der Stiege 43 anzusehen.
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