„Bitte nicht die Letzte Ölung!“
Herbst- und Winterzeit sind Lesezeit. Eine bemerkenswerte Unterhaltung bietet das Buch „Bitte nicht die Letzte Ölung!“ von Arno Wiedergut. Der Journalist und Autor hat dafür insgesamt 522 Anekdoten über Pfarrer, Bischöfe, Päpste, Mönche, Nonnen, Ministranten und Mesner gesammelt, die sich tatsächlich ereignet haben - und seien sie noch so verrückt!
So erfährt man, dass Bischof Egon Kapellari teilweise den Zölibat aufhob, eine Bergbäuerin nach der Letzten Ölung Eierspeise auftischte, sich ein Mönch in einen Totenschädel verliebte, ein Salzburger Domherr während der Messe die Unterhose verlor, Pfarrer Hipfl seine Unterhosen von der Steuer abschreiben wollte, eine Leiche Oberösterreichs Don Camillo ärgerte, was sich im Priesterseminar Salzburg und im Marianum Tanzenberg abspielte, welcher Papst "Johnnie Walker" hieß, und vieles, vieles mehr. Und das alles unter der Devise: Priester sind auch nur Menschen!
Drei kleine Kostproben:
Im Gegensatz zu vielen seiner Mitbrüder konnte sich Dechant Bernhard Pokorny in seiner Kirche im 23. Wiener Bezirk nicht über leere Bänke bei den Messen beschweren.
Einmal fragte ihn ein Freund, warum er stets so viele Kirchengänger habe.
Pokorny: „Ich hab‘ wahrscheinlich eine gute Show geliefert.“
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In den 1940er Jahren wirkte in Steinbichl oberhalb von St. Veit an der Glan Hochwürden Johann Neubauer. Er war ein begnadeter Kartenspieler und ging dieser Betätigung regelmäßig im örtlichen Gasthaus nach.
Einmal dauerte die Kartennacht bis zum frühen Sonntagmorgen. Neubauer schleppte sich nach dem Ende der Partie zum Pfarrhaus und meinte zu seiner Haushälterin: „Resi, a frisches Hemd und a alte Predigt!“
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In den 1980er Jahren wurde in St. Urban ein Bauer zu Grabe getragen. Der Pfarrer, der die Trauerzeremonie leitete, war ein Freund des Verstorbenen.
Die Beerdigung war für zwei Uhr nachmittags angesetzt und der Pfarrer bereitete sich in einem Gasthaus darauf vor, indem er seinen Kummer über den Verlust des Freundes ertränkte.
Um 14 Uhr konnte sich Hochwürden nur noch schwer auf den Beinen halten, vor dem offenen Grab schwankte er bedenklich.
Nachdem der Sarg in die Grube gelassen worden war, verabschiedete sich der Pfarrer nochmals von seinem Freund: „Pfiat di Gott, liaba Sepp, und bleib schön g’sund!“
Der in Klagenfurt lebende gebürtige Villacher Arno Wiedergut (arno.wiedergut@pss.at) – er lebte zwölf Jahre in Wien als Redakteur bei Zeitungen und der Austria Presse Agentur - ist Mitautor der Bücher "Jörg Haider – Mensch. Mythos. Medienstar" und "Triest: Lebendiger Treffpunkt Mitteleuropas" sowie Autor des Journalisten-Anekdotenbuches "Du hast den Max umgebracht" und „Hollywood am Wörthersee – 100 Jahre Filmland Kärnten“.
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