Rückblick
Ein Blick in die Vergangenheit des Strandbads Gänsehäufel
- Eine Postkarte aus dem Jahr 1914 erinnert an die Anfänge des beliebten Strandbads Gänsehäufels.
- Foto: Franz Schöler
- hochgeladen von Luise Schmid
Die Geschichte des Gänsehäufels reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. MeinBezirk hat einen Blick in die Vergangenheit des Kultbads geworfen.
WIEN/DONAUSTADT. "In der körperfeindlichen Gesellschaft um 1900 wurde jedes Stück nackte Haut sorgfältigst versteckt. Braune Haut galt als primitiv. Aber bald begann die so genannte Freikörperkultur." So werden die Anfänge des Gänsehäufels im Buch "Das Gänsehäufel" beschrieben. Das Strandbad zählt heute zu den kultigsten und beliebtesten Bädern Wiens.
„Skandalöse“ Schlammbäder in Bademode
Maßgeblich dafür mitverantwortlich war ein Mann: Florian Berndl. 1899 pachtete er einen Teil der Insel und lebte dort mit seiner Familie in einer kleinen Hütte. Bekannt, aber nicht unbedingt beliebt, machten ihn seine Naturheilpraktiken. Er verabreichte beispielsweise gegen ein geringes Entgelt Schlammbadekuren – in Bademode, die damals als skandalös galt. Das beweist auch der Artikel "Ein Strandbad bei Wien – Skandalöse Zustände" der Zeitung "Neues Wiener Journal" vom 9. Juli 1905.
Zum Plan der (damaligen) Kommune Wien, die Insel zu übernehmen, heißt es im Artikel: "Der Plan ist freudigst zu begrüßen, gleichzeitig aber wäre zu wünschen, dass der jetzigen skandalösen Wirtschaft sofort ein Ende bereitet werde, damit die ganze Sache nicht in Misskredit kommt, bevor noch die Kommune die Angelegenheit in die Hand nimmt.“
Ausbau der Infrastruktur
Und genauso passierte es – 1905 wurde Berndl der Pachtvertrag gekündigt. Er zog daraufhin auf den Bisamberg. Die Insel wurde 1907 von der Gemeinde Wien übernommen und in eine "sittliche" Badestätte umgewandelt. Man errichtete getrennte Eingänge für Männer, Frauen und Familien. Auch die generelle Infrastruktur wurde ausgebaut – Beleuchtung, Kabinen, eine Sanitätsstelle mit ständiger ärztlicher Betreuung und eine Fähre zur Insel wurden ergänzt. Davor kam man nur schwimmend oder per eigenem Boot aufs Gänsehäufel.
- Florian Berndl nutzte das Gänsehäufel für seine Heilpraktiken.
- Foto: ÖNB
- hochgeladen von Luise Schmid
Anfang August 1907 wurde das Bad eröffnet und fand viel Anklang. Im Jahr darauf gab es 107 Badetage mit 136.209 Besucherinnen und Besuchern. Für einen praktischeren Zugang wurde auch eine Brücke gebaut.
Zerstörung durch Krieg
Während des Ersten Weltkriegs gingen die Besucherzahlen zurück, danach wurde das Bad aber umso mehr geschätzt. "Das Gänsehäufel hat wieder die mehr als je erholungsbedürftige Bevölkerung Wiens an das neue Saisonleben erinnert", steht am 2. Juni 1919 im "Wiener Montags-Journal". Die heilende Wirkung von frischer Luft, Sonne und Natur wurde auch immer mehr erkannt und so wurde das Gänsehäufel auch als Tageserholungsstätte für Tuberkulose genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bad jedoch komplett zerbombt und die gesamte Bausubstanz zerstört.
Nach dem Kriegsende waren dann erstmals keine Badegäste unterwegs, sondern vorwiegend Altmetallsammler und Anrainerinnen, die Brennholz suchten. Von 1948 bis 1950 wurde das Bad neu aufgebaut – und die streng "sittlichen" Regeln gelockert. Das Gänsehäufel hatte keine getrennten Eingänge mehr und sogar ein Freikörper-Strand (FKK) wurde eröffnet. Hier befindet sich auch eines der ersten Wellenbecken Europas. Seither gilt das Gänsehäufel in der Moissigasse 21 als eines der kultigsten Bäder Wiens – oder sogar Österreichs.
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