Bremsen für Licht: Wiener Linien wollen Nutzung von Bremsenergie ausweiten
Ein Pilotprojekt in der U2-Station Hardeggasse hat ergeben: Die Nutzung von Strom, der aus dem Bremsen der U-Bahnen gewonnen wird, funktioniert besser als gedacht.
DONAUSTADT. Losfahren, stehenbleiben, losfahren, stehenbleiben: Der Tagesablauf einer Wiener U-Bahn-Garnitur ist naturgemäß geprägt von vielen Zwischenstopps. Energie muss dabei nicht nur aufgewendet werden, wenn sie sich in Bewegung setzt, sondern wird auch bei jedem Bremsvorgang wieder frei. Damit diese Energie nicht verpufft, sondern noch einmal genützt wird, hat heutzutage bereits fast jede U-Bahn und jede Straßenbahn der Wiener Linien die Voraussetzungen, dass die Bremsenergie zum Anfahren anderer Züge in der Umgebung weiterverwendet wird. Für die Rekuperation, oder Wiedergewinnung, der Energie wird zunächst die elektrische Bremse betätigt. Die Energie, die frei wird, wenn der tonnenschwere Zug langsamer wird, wird durch Reibung zu Wärme und danach durch verschiedene Verfahren wieder zu Gleichstrom umgewandelt. Mit diesem Gleichstrom werden dann umliegende Züge bei der Anfahrt unterstützt.
In der U-Bahn-Station Hardeggasse wurde nun ein Jahr lang ein Pilotprojekt getestet, das noch einen Schritt weiter geht: Der Gleichstrom wurde über eingebaute Wechselrichtungsanlagen zu Wechselstrom umgewandelt, mit dem dann Licht, Rolltreppen und andere elektrische Anlagen in der Station betrieben werden können. Das Projekt war noch erfolgreicher als erwartet, wie eine Sprecherin erklärt: "In diesen Anlagen wird auch Strom umgewandelt, der einige Stationen entfernt erzeugt wurde." Insgesamt wurden 1,6 Gigawattstunden oder der Jahresverbrauch von etwa 360 Haushalten in diesem Jahr aus der Bremsenergie gewonnen. Das entspricht Stromkosten von 100.000 Euro. Die Anlage amortisiert sich damit in 6 bis 9 Jahren, bei einer Lebensdauer von 25 Jahren und geringen Wartungskosten.
Fünf weitere Anlagen sind in Planung
Wegen des Erfolgs des Pilotprojekts sollen nun fünf weitere Stationen mit solchen Anlagen, die Gleich- in Wechselstrom umwandeln, ausgestattet werden. Sinn macht das dort, wo wenig Verkehr herrscht, so die Unternehmenssprecherin, denn dort wo viel los ist, kann die Energie sofort verwendet werden: "In Stationen wie dem Stephansplatz kann die Bremsenergie fast immer direkt für das Anfahren einer anderen Garnitur verwendet werden. Hier würde es also wenig Sinn machen." Außerdem müssen die baulichen Voraussetzungen für die Anlage gegeben sein. Wo das der Fall ist, wird gerade geprüft.
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